Mediziner empfehlen nicht nur Fahrradhelme, sondern auch die Helmpflicht

Schon das Vorhandensein einer Helmpflicht soll die Zahl der tödlichen Kopfverletzungen bei Fahrradunfällen senken

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Über die Frage, ob die Einführung einer Helmpflicht für Fahrradfahrer sinnvoll ist und zu einem Rückgang schwerer Kopfverletzungen führt, herrscht Uneinigkeit. Wissenschaftler des Boston Children's Hospital und des Beth Israel Deaconess Medical Center haben nun haben herausgefunden, dass schon eine gesetzliche Pflicht zum Helmtragen zumindest bei Kindern und Jugendlichen unter 16 Jahren zu einem Rückgang von Todesfällen und Verletzungen bei Unfällen mit Autos zu führen scheint.

Die Wissenschaftler verweisen in ihrem Beitrag für das Journal of Pediatrics auf eine Studie, nach der das Risiko für Kopfverletzungen bei Radfahrern um 88 Prozent sinkt, wenn sie einen Helm tragen, nach einer anderen Studie soll es zwischen 63 und 88 Prozent sinken. American Academy of Pediatrics rät allen Radfahrern das Tragen von Helmen. Aber es gibt auch Studien, müssen sie einräumen, nach denen sich keine Unterschiede zeigen (Ist eine Helmpflicht für Fahrradfahrer ethisch zu rechtfertigen?).

In den USA sterben jährlich 900 Radfahrer aufgrund von Unfällen mit Autos, drei Viertel an tödlichen Kopfverletzungen. Für ihre Studie, die die Wirksamkeit von Gesetzen für eine Helmpflicht eruieren sollte, werteten die Wissenschaftler das von der Verkehrssicherheitsbehörde betriebene Fatality Analysis Reporting System (FARS) aus, in dem aus allen 50 Bundesstaaten Verkehrsunfälle aufgelistet werden, die innerhalb von einem Monat zu einem Tod führen. Die Zahl der Verletzten geht daraus allerdings hervor.

Die Wissenschaftler untersuchten den Zeitraum von 1999 bis 2010 für Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren, da in den meisten Bundesstaaten nur diese Altersgruppe eine Helmpflicht besteht. Zu Beginn gab es in 16 Bundesstaaten eine solche Helmpflicht, in 35 nicht. Jährlich sterben bei Fahrradunfällen in dieser Altersgruppe 4 von 100.000. Untersucht wurden von den Wissenschaftlern insgesamt 1.612 Todesfälle in allen Bundesstaaten. In denen mit Helmpflicht liegt die Rate bei 2, in denen ohne bei 2,5 auf 100.000. Die Todesrate würde also um 20 Prozent geringer sein.

Da nur Todesfälle berücksichtigt wurden, werde der Schutz von Helmen vermutlich durch die Studie unterschätzt, so die Autoren. Allerdings krankt sie daran, wie sie selbst anmerken, dass es keine Kenntnis darüber gibt, wie in den einzelnen Staaten das Helmgebot durchgesetzt wird. Dazu kommt, dass eine Helmpflicht die Zahl der Radfahrer nach manchen Erhebungen zu senken scheint. So könnte der bessere Schutz vor Kopfverletzungen mit einem erhöhten Gesundheitsrisiko für andere einhergehen, die aufgrund des Helmverbots nicht radeln und sich deswegen möglicherweise zu wenig bewegen.

Die Wissenschaftler empfehlen daher die Einführung solcher Helmgesetze, weil dann die Eltern vermutlich besser darauf achten würden, dass die Kinder auch wirklich Helme aufsetzen. Das sei vor allem bei denjenigen der Fall, so die Argumentation, die glauben, es gäbe in der Informationsflut sich widersprechende Informationen über den Schutz, den Helme bieten würden. Das Erlassen von Gesetzen sorgt demnach also für Orientierung, weil die Menschen oder Eltern sich, wie man anhand der Einführung von Autokindersitzen wisse, dann auch eher dafür entscheiden. Die Erklärung dürfte einfach sein. Man dürfte Strafen vermeiden wollen.