Mexiko: Im Würgegriff des Drogen-Terrors

Seite 3: Eine "offizielle" Wahrheit und eine realistische

Im Juli überraschte eine Meldung in den Schlagzeilen: Rafa Cara Quintero, der Capo aller Capos, der "Narco aller Narcos" wurde geschnappt. Der ehemalige Drogenkönig wurde laut Deutscher Welle (DW) "in der Ortschaft San Simón in den Bergen des nordwestlichen Bundesstaates Sinaloa von mexikanischen Marine-Einheiten gefasst und festgenommen".

Ein großer Erfolg der großartigen mexikanischen Marine-Einheiten. Soweit die offizielle Geschichte. Narrative der Regierungen, die Version der Wahrheit des Staates, sind in Mexiko oft ein Trugbild – man denke an die konstruierte "historische Wahrheit" der Regierung Peña Nietos 2014 zurück, die das Verschwinden der Ayotzinapa-Studenten erklären sollte; ein Kartenhaus aus Lügen.

Kartellexpertin und DW-Kolumnistin Anabel Hernández hat laut ihren Informationen eine andere Wahrheit. In einem Telefonat, das der Ex-Chef des Guadalajara-Kartells aus dem Inneren des Hochsicherheitsgefängnisses tätigte, wo er derzeit residiert, informierte er einen seiner Anwälte. Er hielt fest, dass neben der Marine auch die DEA sowie Interpol bei seiner Festnahme beteiligt gewesen seien.

Die Regierung bestreitet eine Beteiligung der USA allerdings kategorisch. Das Ganze überrascht wenig, denn der Ex-Capo war für Folter und Tötung des DEA-Fahnders Enrique "Kiki" Camarena in den 80ern verantwortlich.

Expansion nach Europa

Mexiko kommt nicht zur Ruhe. Es ist der ständige Zwist zwischen harter Hand und sanftem Ansatz. Brutale militärische Lösungen? Sorgen für Gewaltexzesse wie nach dem Jahr 2006.

"Umarmungen statt Kugeln" also? Das führt zu einem Staat, in dem sich die Schlinge des Organisierten Verbrechens innerhalb der Gesellschaft noch enger zuzieht. Natürlich sind die Ursachen - horrende Korruption auf allen Ebenen der Regierung, das strategische Paktieren von Politikern mit den Kriminellen - das Grundübel. Solange sich daran nichts ändert, ist jegliche Strategie reine Symptombekämpfung.

Und wer denkt: mir doch egal! Sollen sich doch diese Kartellkiller in Mexiko gegenseitig die Köpfe abschneiden! – denkt zu kurz. Das Sinaloa-Kartell etwa agiert als transnationales Unternehmen, ist in mindestens 50 Ländern aktiv. In Italien unterhalten sie gute Kontakte zur kalabrischen Mafia, der ’Ndrangheta. Das konnten Behörden dort im Rahmen der "Operation Halcon" feststellen.

Der europäische Markt soll mit den "Produkten" des Kartells geflutet werden, nachdem die USA bereits als guter Abnehmer etabliert wurde.