Militärputsch in der Türkei

Der oberste General des Militärs sei als Geisel genommen werden, vermutet wird, dass die Gülenbewegung dafür verantwortlich ist

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Die Nachrichten überschlagen sich - verifizieren lassen sie sich derzeit nicht. Seit ca. 22h erreichen uns Informationen, denen zufolge sich ein Militärputsch in der Türkei ereignen soll. Spekuliert wird, ob es sich eventuell um einen Putsch innerhalb des Militärs handelt.

Zunächst wurde berichtet, die Brücken über den Bosporus sei gesperrt. Es folgte die Information, dass über Ankara Militärjets kreisen und von einem Hubschrauber aus auf ein Stadtviertel geschossen werde. Verschiedene Medien berichteten, allerdings sehr unkonkret. Um kurz vor 23h bestätigte die ARD-Tagesthemen den Militärputsch. Aber auch der aus Istanbul zugeschaltete Korrespondent konnte keine genauen Angaben machen.

Ministerpräsident Binali Yildirim sprach von einem Putschversuch eines Teils des Militärs. Die Sicherheitskräfte täten alles Notwendige, um die Situation zu entschärfen. Die Regierung sei weiter im Amt. Die Putschisten würden keinen Erfolg haben.

Laut der Politikerin Lale Akgün gab es eine erste Erklärung der Militärführung, dass die Regierungsmacht gestoppt sei, wie diese auf ihrer Facebook-Seite postete. Auf anderen Profilen türkisch-sprachiger User ist zu lesen, dass im Zentrum von Istanbul Ausgangssperre herrsche. Hulusi Akar postet, der oberste General des Militärs sei von putschenden Soldaten als Geisel genommen worden. Das untermauert die These vom Putsch innerhalb des Militärs.

Offiziellen Verlautbarungen der amtierenden Regierung zufolge befand sich Präsident Recep Tayyip Erdogan zum Zeitpunkt des Putsches außerhalb Ankaras. Sein Büro ließ vermelden, er sei in Sicherheit.

Unbestätigten Gerüchten zufolge soll es sich um einen Putsch von Generälen der Gülen-Bewegung handeln, die von den USA unterstützt werden.

Unterdessen ist auch der Flughäfen in Istanbul gesperrt, Panzer sind davor aufgefahren. Das Militär soll Polizeibeamte entwaffnen, die auf Seiten der Regierungspartei AKP (Partei für Gerechtigkeit und Entwicklung) stehen. Im ganzen Land gebe es Ausschreitungen zwischen dem Militär und der Polizei, heißt es. Militär-Kampfhubschrauber sollen Geheimdienstzentrale angegriffen haben. In allen großen Städten sind an zentralen Plätzen Panzer und Soldaten.

Die Streitkräfte hätten erklärt, sie hätten die Kontrolle über die gesamte Türkei übernommen, berichtete der türkisch-deutsche Journalist Kerem Schemberger auf seiner Facebook-Seite. Er stehe im Kontakt mit linken Freunden im Land, die aus Angst vor Verhaftungen versuchten, so schnell wie möglich aus dem Land herauszukommen. Die Erfahrung zeige, dass in Folge eines Putsches als erstes Linke inhaftiert würden. Die Ausreise scheitere indes daran, dass inzwischen alle Flughäfen gesperrt seien.

Unterdessen wurde der staatliche TV-Sender TRT vom Militär übernommen. Auf diesem Wege veröffentlichten sie die Erklärung, dass das Land unter Kontrolle des Militärs sei. Anderthalb Stunden nach Bekanntwerden der Vorgänge in der Türkei ist die Nachrichtenlage dünn und gespeist durch Gerüchte, Vermutungen und Spekulationen. Was sich aber mit Sicherheit sagen lässt, ist, dass das Militär verantwortlich ist, die Sicherheitslage angespannt und die Bevölkerung in großer Sorge ist. Es ist nicht zu erwarten, dass die Situation im Land sich mit einer Machtübernahme durch das Militär bessern wird. Im Gegenteil. Das haben die Erfahrungen mit den Militärputschen 1960, 1971, 1980 und 1997 gezeigt.