Mineralwasser-Aufklärungs-Kampagne

Aufklärung oder Verwirrung durch ARD-Sendung

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Fünf Mineralwässer gelten nach der Untersuchung von plusminus, dem Wirtschaftsmagazin der ARD, als extrem hoch belastet. Doch die Art und Weise der Ankündigung der Sendung und der dann ausgestrahlte Beitrag gehören eher in den Bereich der Sensationsberichterstattung. Nicht beantwortet bleibt eigentlich die Frage, wie gefährlich diese mit Radium-226 belasteten Mineralwässer allgemein für den Menschen sind. Ins Blickfeld der Gefährdung wurden in erster Linie Kinder und Schwangere gerückt. Interessant wäre auch, was von den zahlreichen nicht getesteten Wässern zu halten ist.

Mit dieser Art und Weise der Berichterstattung erreicht man möglicherweise Typen wie Zlatko & Co und hinterlässt das Urteil: Ich darf kein Wasser mehr trinken, denn überall ist was drin. Gleich zu Beginn des Beitrags wird ein Foto von einem möglichen Opfer eingeblendet. So heißt es im O-Ton: "Ein mögliches Opfer - Stefan Morsch. Hier liegt er begraben, gestorben ist er an Leukämie. Stefan Morsch, er wurde nur 17 Jahre alt." (Quelle: Plusminus) Das Trinkwasser am Ort mit einer Uranmine soll hochgradig mit Radium-226 belastet gewesen sein. Doch Werte zu diesem Trinkwasser werden nicht genannt.

Im Anschluss darf ein einziger Wissenschaftler Stellung beziehen: Dr. Wolfgang Hoffmann vom Bremer Institut für Präventionsmedizin sieht als einzige plausible Erklärung die radioaktive Kontamination des Trinkwassers. Bei Kinder und Ungeborenen sollen solche Trinkwasserbelastungen zu einer erhöhten Dosis führen. Radium-226 wird wie das lebensnotwendige Calcium in die Knochen aufgenommen. So häufe sich eine toxische Menge an, die dann zu Leukämie führen könne. Doch dieser Text wird abermals nur vom Sprecher vorgetragen. Eine wissenschaftliche Stellungnahme fehlt auch hier.

Nun darf munter weiter spekuliert werden, ob denn die amerikanischen oder - wie in dem Bericht auch erwähnt - die österreichischen Grenzwerte ebenfalls für das deutsche Mineralwasser gelten sollten. Festzuhalten bleibt vorerst, dass bestimmte Wassersorten deutlich höher belastet sind als andere und dass es geeignete Filtermöglichkeiten gibt. Diese werden allerdings nicht in nötigem Maße angewendet, da es der deutschen Mineralwasserverordnung widerspricht, nach der das Wasser unbehandelt bleiben muss.

Doch im Gegensatz zur aufputschenden Ankündigung und dem ebenso reißerischen Beitrag werden nun die Werte genannt. Der höchste Wert liegt fünfmal über der Empfehlung der Weltgesundheitsorganisation. Nach dem plusminus-Bericht sollen von den getesteten Wassersorten "Pandur und Rakoszy aus Bad Kissingen", "Krumbach Still" und Gerolsteiner Sprudel unbelastet sein. Nun darf man auf die Gegendarstellungen und Richtigstellungen der Mineralwasserwirtschaft gespannt sein. Die Gerolsteiner scheinen zumindest die Sendung gesehen zu haben und beeilen sich gleich mitzuteilen, dass ihr Wasser unbelastet sei. Das Wasser aus Bad Kissingen hat keine Homepage. Ebenso Krumbach, aber hier findet sich eine Trinkwasseruntersuchung des Ortes vom April 1999; Radium taucht als Wert nicht auf. Die Internetseite mineralwasser.com ist zumindest vorübergehend schwer erreichbar.

Fazit: Reine Panikmache ist es wohl doch nicht von der Redaktion gewesen, auch wenn viele Fragen unbeantwortet bleiben. Es besteht Handlungsbedarf, denn bedenkliche Inhaltsstoffe müssen Grenzwerten unterliegen und dürfen nicht aus falsch verstandenem Reinheitsgebot als natürlicher Bestandteil deklariert werden, wenn es denn schon geeignete Maßnahmen zur Herausfilterung gibt.