Moa lebte in Gondwanaland

Die erste komplette mitochondriale Genom-Sequenz einer ausgestorbenen Spezies

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Alan Cooper des Department of Zoology der englischen University of Oxford und seine Kollegen publizieren in der heute erschienenen Ausgabe von Nature eine bahnbrechende Studie zur Evolution. Sie haben das Mitochondrien-Genom von zwei Moa-Arten vollständig entschlüsselt.

Moa war ein großer, flugunfähiger Vogel, dessen letzte Vertreter erst in geschichtlicher Zeit (17.-19 Jh.) von den Maori auf Neuseeland ausgerottet wurden und der mit dem Strauß verwandt ist. Einst gab es 11 unterschiedliche Moa-Spezies, von der Größe eines Huhns bis zu Riesenstraußen ähnliche Geschöpfe von 200 kg Gewicht und einer Schnabelhöhe in 3m (Dinornis giganteus). Neuseeland ist sehr isoliert, kennt keine eigenen Säugetiere und bewahrte sich deshalb eine einmalige Tierwelt, die sich besonders für Forschungen zur Morphologie und Evolutions-Biologie eignet.

Mitochondrien sind Organellen im Zytoplasma. Cooper und sein Team verglichen das Mitochondrien-Genom des Moa mit einer partiellen Sequenz eines anderen ausgestorbenen Straußenvogels, des Elephanten-Vogels aus Madagaskar und mit noch lebenden Flachbrustvogel-Spezies wie dem Kiwi und dem Emu. Durch die aufwändig gewonnene Datenmenge können sie die Struktur der Evolution der Flachbrustvögel erklären. Sehr alte DNA-Sequenzen ausgestorbener Tiere helfen, die genetischen Muster anderer bereits ausgestorbener oder noch existierender Tier-Populationen zu ordnen und miteinander in Beziehung zu setzen, bzw. Verwandtschaft auszuschließen.

Besonders wichtig ist diese biologische Forschung, weil sie entscheidende Erkenntnisse zum Urkontinent Gondwanaland erbringt, der im Paläozoikum auf der Südhalbkugel der Erde lag und Südamerika, Afrika, Madagaskar, Arabien, Vorderindien, Westaustralien und große Teile von Antarktika umfasste. Im Perm zerbrach er und driftete durch die Kontinentalverschiebung auseinander. Die Kontinente schwimmen auf schwerem magmatischen Untergrund, wie durch die Plattentektonik bestätigt wurde.

Flachbrustvögel wie der Moa waren typisch für die Fauna von Gondwanaland, deshalb helfen die Erkenntnisse über den Verlauf ihrer Evolution den Ablauf der Kontinentalverschiebung, die Ordnung der Entstehung der heutigen Kontinente zu definieren und gleichzeitig die Entstehung sowie Verteilung heutiger Vogelarten zu beweisen. Die Bio-Geographie, die Lehre der Verteilung und Verbreitung der Tierwelt, wird mit dieser neuen Forschungsarbeit viele Hypothesen nun endgültig be- oder widerlegen.