Nächstes Ziel: Audiogalaxy

Die RIAA im Kampf gegen die Tauschbörsen

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Wenige Tage nach der Klage gegen die Betreiber des FastTrack-Netzwerks zeichnet sich ab, dass die Recording Industry Association of America (RIAA) als nächstes gegen die Audiogalaxy-Tauschbörse vor Gericht gehen wird. Offenbar will man sich noch vor dem Start der Abo-Angebote Pressplay und Musicnet aller potentiellen Konkurrenten entledigen.

Der Prozess gegen die Filesharing-Angebote Morpheus, KaZaA und Grokster hat noch gar nicht richtig begonnen, (siehe auch: Morpheus im Fadenkreuz) da nimmt die RIAA schon ihr nächstes Ziel ins Visier. Nach Informationen der New York Post wird die Lobbyvereinigung der großen amerikanischen Plattenfirmen innerhalb der nächsten vier bis sechs Wochen Audiogalaxy.com wegen des Betriebs der Audiogalaxy Satellite-Tauschbörse verklagen. Im Zentrum der Klage werden demnach die von der Tauschbörse genutzten Filter für urheberrechtlich geschütztes Material stehen, die der RIAA nicht weit genug gehen.

Audiogalaxy betreibt das derzeit zweitgrößte Filesharing-Netzwerk für MP3s. Laut Informationen der Webnoize-Marktforscher wurden allein im August diesen Jahres 910 Millionen MP3s über Audiogalaxy getauscht. Ursprünglich startete das texanische Unternehmen als MP3-Plattform für unbekannte Musiker, erreichte damit jedoch nie annähernd den Erfolg der Konkurrenz von MP3.com. Im Schatten des Napster-Konflikts mauserte sich das Filesharing-Angebot dagegen bald zu einem Geheimtipp der MP3-Szene.

Mehr als 160 Millionen einzelne Titel

Tauschbörsen-Freunde schätzen an Audiogalaxy vor allen Dingen das große Angebot von Musik jenseits des Mainstreams und die gewieften Indizierungs-Funktionen. Anders als der temporäre Index des Napster-Servers besitzt Audiogalaxy detaillierte Informationen über jedes jemals über das System verfügbar gemachte Stück. Damit lassen sich beispielsweise auch Songs vormerken, die zum Zeitpunkt der Suche gerade nicht online sind. Der Gesamt-Datenbestand des Servers liegt mittlerweile bei mehr als 160 Millionen einzelnen Songs, wobei populäre Titel durchaus mehrfach unter verschiedenen Namen im Netz zirkulieren.

Dieser umfangreiche zentrale Index könnte Audiogalaxy nun zum Verhängnis werden. Gegenüber der New York Post erklärte eine ungenannte Quelle aus dem Umfeld der RIAA, der Prozess werde große Ähnlichkeiten mit dem gegen Napster haben. Im Napster-Prozess war die Tauschbörse verpflichtet worden, Filter für urheberrechtlich geschütztes Material zu installieren. Dazu sollten die einzelnen Plattenfirmen Napster eine Liste mit den Songs zukommen lassen, deren Tausch unterbunden werden sollte. Parallel dazu ließ die RIAA auch anderen Tauschbörsen diese Listen zukommen. Audiogalaxy reagierte darauf, indem es die geforderten Titel aussperrte. Seitdem wurden die Filter aber offenbar nicht weiter aktualisiert. Wer beispielsweise auf Madonnas Hit "Like a prayer" zugreifen will, bekommt die Meldung, dass dies "aufgrund von Copyright-Beschränkungen" nicht möglich ist. Unter dem Namen "Just like a prayer" ist die Datei dagegen über mehr als 6000 Teilnehmer verfügbar.

"Aggressiv gegen Peer-to-Peer-Angebote vorgehen"

Die sich abzeichnende Klage gegen Audiogalaxy ist offenbar Teil einer Strategie der RIAA, das Netz noch vor dem Start der offiziellen Abo-Angebote der Musikindustrie von Tauschbörsen zu säubern. Parallel zur Klage gegen KaZaA, Morpheus & Co. waren interne Papiere der Lobby-Organisation im Netz aufgetaucht, die für die kommenden Wochen eine breite Kampagne gegen Tauschbörsen ankündigten. Dabei begründete RIAA-Präsidentin Hillary Rosen das Engagement zu diesem Zeitpunkt ausdrücklich mit dem anstehenden Start von Musicnet und Pressplay. Wörtlich sagte sie dazu in einer E-Mail an Manager der großen Plattenfirmen:

"Es ist an der Zeit, koordiniert und aggressiv gegen die neuen Peer-to-Peer-Angebote vorzugehen."