Nato-Doppelbeschluss: Nachts, als die Raketen kamen

Seite 2: Verhandlungen in Genf

Diese Verhandlungen begannen jedoch erst im November 1981. Der neu gewählte US-Präsident Ronald Reagan präzisierte am 18. November 1981 die US-Verhandlungsposition: Doppel-Null-Lösung: Beide Seiten sollten weltweit auf landgestützte Mittelstreckenraketen verzichten.

Die USA würden keine Pershing-II-Raketen und landgestützten Marschflugkörper stationieren, die Sowjetunion müsste im Gegenzug alle SS-20, SS-4 und SS-5 verschrotten - ein Angebot, das die Sowjetunion nur ablehnen konnte.

Dennoch begannen am 30. November 1981 die Verhandlungen im Palais des Nations in Genf. Verhandlungsführer der USA war Paul Nitze, ein bekannter Hardliner des Washingtoner Establishments, die Delegation der UdSSR wurde von Julij A. Kvicinskij geleitet. Die Verhandlungen zogen sich bis Ende 1983 hin, ohne dass ein Ergebnis erzielt wurde.

Zwei konkrete Vorschläge wurden jedoch ausgearbeitet – und abgelehnt.

Der Vorschlag der Sowjetunion

Der von der Sowjetunion am 25. Mai 1982 vorgelegte Kompromiss enthielt folgende Eckpunkte:

• Keine Stationierung von neuen Mittelstreckensystemen in Europa.

• Reduzierung aller am 1. Juni 1982 in Europa vorhandenen nuklearen Mittelstreckensysteme (Raketen und Mittelstreckenbomber) der Nato und der Staaten des Warschauer Pakts mit einer Reichweite von mehr als 1000 Kilometern auf maximal 300 Systeme.

• Die 255 britischen und französischen Sprengköpfe werden aufseiten der USA angerechnet.

• Marschflugkörper mit mehr als 600 Kilometern Reichweite sowie ballistische Luft-Boden-Raketen werden weltweit verboten.

Der Waldspaziergang und ein neuer Vorschlag

Ein weiterer Vorschlag wurde von den beiden Leitern der Verhandlungsdelegationen im Rahmen eines Spaziergangs in den Wäldern hoch über dem Genfer See (Waldspaziergang) diskutiert.

Dabei schlug Nitze seinem sowjetischen Partner folgenden Abrüstungsplan vor:

• Reduzierung der sowjetischen SS-4, SS-5 und SS-20 in Europa auf 75

• Begrenzung der SS-20 der UdSSR im Fernen Osten auf 90

• Begrenzung der nuklearfähigen Flugzeuge der UdSSR auf 150

• Keine Stationierung von Pershing-II-Raketen durch die USA

• Stationierung von maximal 75 Startsystemen für je vier Marschflugkörper durch die USA.

• Begrenzung der US-Mittelstreckenbomber F-111 und FB-111 auf maximal 150.

Beide Vorschläge führten letztlich jedoch zu keinem Ergebnis und mit Beginn der Nachrüstung im Herbst 1983 brach die Sowjetunion die Verhandlungen in Genf ergebnislos ab.