Netzpreiskrieg in Großbritannien

Nach Altavista bietet nun Kabelgesellschaft NTL völlig kostenfreien Internetzugang an. Aktienkurse von Großprovidern und BT fallen.

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Nach der Ankündigung von Altavista am Montag dieser Woche, für eine einmalige Einschreibegebühr und eine niederige Jahresgebühr von knapp über DM 30.- Internetzugang anbieten zu wollen, hat sich ein regelrechter Internetpreiskrieg entwickelt.

Das spektakulärste Angebot hat die Kabelgesellschaft NTL gemacht. Sie will Kunden völlig kostenfreien Internetzugang geben: keine Gebühren für den Provider, keine Telefongebühren. Bedingung ist allerdings, dass Kunden den Sprachtelefoniedienst nutzen und dort mindestens 10 Pfund im Monat ausgeben. Das Angebot soll sogar für Kunden gelten, die außerhalb des Fernsehkabeleinzugsgebiets von NTL leben und wird ab 17.April wirksam sein. Ein möglicher Hintergedanke ist, dass NTL auf eine Fusion mit Cable & Wireless schielt, der Telefongesellschaft, die mit British Telecom in einen Infight um das Festnetz gehen will.

Die Offensive von NTL erhöht nun den Druck auf andere Großprovider, vor allem auf BT Internet, AOL und Freeserve. BT hat angekündigt, die Preise für Kunden von BT Internet zu senken. Laut Online-Magazin The Register wären die Preise für BT-Endkunden dann billiger als für Provider, die am BT-Backbone hängen und die Internetdienstleistung an Endkunden weitergeben. Freeserve hat angekündigt, bald einen neuen Verrechnungsmodus für Kunden anzubieten. Derzeit zahlen sie keine Providergebühren und normale Ortsgesprächsgebühren. Die Ankündigung von Freeserve enthält allerdings keine Spezifikationen, wie das neue Angebot aussehen und wann es in Kraft treten wird.

Wie real der Druck durch die Ankündigungen von Altavista, NTL und, schon einige Wochen zuvor, Telewest ist, zeigen die Ereignisse an der Börse. Der Aktienkurs von Freeserve fiel um 19% innerhalb eines Tages und auch der Kurs von Mehrheitseigentümer Dixon musste Einbußen von 17% hinnehmen. Der Aktienkurs von British Telecom fiel um ca. 10%. Dabei hatte der BT-Kurs schon vor Wochen unfreiwillige Korrekturen nach unten erfahren, nachdem Schatzkanzler Gordon Brown mehrfach geäußert hatte, BT solle durch Senkung der Internetkosten einen Beitrag zur Wetbbewerbsfähigkeit für den britischen E-Commerce leisten.

Die britischen Markterschütterungen werden wahrscheinlich auch Auswirkungen auf andere europäische Märkte haben, da die Preis- und Wettbewerbsstrukturen überall relativ ähnlich sind. Laut der Financial Times online ist die Deutsche Telekom als Muttergesellschaft von T-online der einzige große, europäische Player, der von der Idee des nicht nach Minutentakt abgerechnetem Internetzugangs absolut nichts hält. Die FT bezog sich auf eine Studie des Marktforschungsinstituts Durlacher.