Neue Hoffnung für Menschen und Affen

Ebola-Fieber rollt in einer Welle an

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Ebola ist ein hämorrhagisches Fieber wie das Marburg-Virus. Die schwere Infektionskrankheit hat ganz zu Recht einen sehr üblen Ruf. Bei Erkrankten treten zuerst ähnliche Symptome wie bei einem grippalen Infekt auf, aber dann kommt es zu inneren Blutungen.

Die Krankheit trat in verschiedenen afrikanischen Ländern auf, ungefähr 1900 Menschen infizierten sich bislang, 1200 davon verstarben. Mysteriös war bisher, warum das Ebola-Fieber immer wieder plötzlich und scheinbar beliebig an verschiedenen Orten auftaucht. Max-Planck-Forscher belegen nun, dass sich das Ebola-Zaire-Virus wie eine Welle durch ganz Zentralafrika ausbreitet.

Ebola-Fieber tauchte zum ersten Mal in den 70er Jahren im damaligen Zaire (heute Demokratische Republik Kongo) und im Südsudan auf. 1976 untersuchten die Experten das Filovirus eingehend und beschrieben es. Benannt wurde es nach dem Fluss Ebola, wo die erste Epidemie auftrat. Die Struktur des Virus erinnert unter dem Mikroskop an Fäden.

Das Ebola Virus (Bild: Centers for Disease Control)

Neben Ebola ist der Marburg-Erreger das einzig bekannte Mitglied der Familie der Filoviren. Dieses eng verwandte hämorrhagische Fieber trat zuletzt plötzlich dieses Jahr in Angola auf und wie es sich ausbreitet, ist ebenfalls noch unklar (Der blutige Tod und die Angst vor den Ärzten).

Insgesamt erkrankten ca. 1900 Menschen in den Ländern Sudan, Kongo, Gabun, Elfenbeinküste, Liberia und Uganda an Ebola-Fieber, wovon fast 1300 verstarben (WHO Ebola Outbreak Chronology). Zuletzt traf es Kongoer im Westen des Landes, in Etoumbi) und Mbomo, zwölf Menschen infizierten sich, neun davon starben (WHO Ebola haemorrhagic fever in the Republic of the Congo).

Blutspur

Vier verschiedene Subtypen des Erregers sind bekannt: Ebola-Sudan, Ebola-Zaire, Ebola-Côte-d‘Ivoire und Ebola-Reston. Die drei ersten sind für Menschen lebensgefährlich, während Reston nur für Affen tödlich ist, infizierte Menschen entwickeln keinerlei Symptome.

Wer sich mit Ebola ansteckt, leidet unter Fieber, Schüttelfrost, Schleimhautentzündungen, Durchfall, Muskelschmerzen, Appetitlosigkeit, Erbrechen, Magenkrämpfen, Kopf-, Hals- und Brustschmerzen, dann kommt es zu äußeren und inneren Blutungen. Je nach Virustyp sterben 50-90 Prozent der Patienten einen grausamen Tod. Medikamente gegen Ebola gibt es nicht, die Ärzte können nur die Symptome lindern.

Von Mensch zu Mensch wird Ebola durch Körperflüssigkeiten übertragen, die Krankheit ist extrem ansteckend. Deshalb werden die Patienten isoliert und das Personal trägt Schutzkleidung. Die Verstorbenen werden auf speziellen Friedhof in Plastiksäcken beerdigt (Ebola: Vorgehen bei einer Epidemie).

Das Ebola-Fieber ist eine Krankheit von Menschen und Affen, wer aber der eigentliche natürliche Wirt ist, der immer wieder für Ausbrüche in verschiedenen Teilen Afrikas sorgt, ist unbekannt. Unter Verdacht gerieten kleine Nagetiere, Fledermäuse, Insekten und Vögel (Schwerter zu Pflugscharen) – aber noch ist unklar, welches der Tiere des tropischen Regenwalds der eigentliche Reservoirwirt ist. Anzunehmen ist, dass das Verzehren von Affenfleisch bei einzelnen Ebola- Ausbrüchen eine Rolle spielte und dass sich Antilopen (Die Tiere sterben zuerst, dann stirbt der Mensch) und Hunde (Ebolavirus geht auf Hunde über) auch infizieren.

Die virale Welle

In der November-Ausgabe der Fachzeitschrift PLoS Biology veröffentlichen Peter D. Walsh vom Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie in Leipzig sowie Roman Biek und Leslie A. Real von der Emory University in Atlanta ihre Erkenntnisse über die Ebola-Infektionswelle, die seit den 70er Jahren den afrikanischen Kontinent heimsucht (Wave-Like Spread of Ebola Zaire).

Das Team wertete die genetischen Daten des Virus aus und stellte die zunehmende Ausbreitung grafisch dar. Analysiert wurde der Ebola-Zaire-Stamm, der bei seinen Ausbrüchen nicht nur rund 80 Prozent der menschlichen Erkrankten tötete, sondern auch Zehntausende Flachlandgorillas und Schimpansen. Er hat sich zu einer der Hauptbedrohungen für das Überleben der Menschenaffen in Afrika entwickelt.

Jugendlicher Western Gorilla auf einem Baum in Bai Hokou/Zentralafrikanische Republik (Bild: A. Todd/MPI für evolutionäre Anthropologie)

Die Ergebnisse der Forschergruppe sind verblüffend, denn es zeigte sich, dass die Krankheit nicht wie bisher angenommen Jahre oder gar Jahrzehnte lang schläft und dann plötzlich – ausgelöst durch unbekannte Faktoren – an scheinbar beliebigen Orten ausbricht. Tatsächlich verbreitete sich der Virusstamm schrittweise und wellenartig seit den 70er Jahren in Zentralafrika.

Walsh und seinen Kollegen gelang es, seinen Weg genau nachzuzeichnen: Zunächst bewegte es sich in westlicher Richtung nach Zentralgabun, dann drehte es in östliche Richtung ab. Neue Ausbrüche traten weiter entlang des Infektionskorridors auf, der seinen Ursprung in der Demokratischen Republik Kongo hatte. Die Verbreitungsrate betrug dabei stetig etwa 50 Kilometer jährlich. Die genetische Struktur des Virus reflektiert das Ausbruchs- und Verbreitungsmuster, bei einem neuen Auftreten von Ebola stammten die gefundenen Viren stets von denen einer unmittelbar vorher stattgefundenen Epidemie ab. Es handelt sich um einen einzigen Virenstamm.

Diese neuen Erkenntnisse stimmen die Wissenschaftler optimistisch, denn durch sie wird wahrscheinlich eine gezieltere Kontrolle des Ebola-Virus möglich. In diesem Jahr gab es einen Durchbruch bei der Entwicklung eines Impfstoffes (Researchers unveil Ebola, Marburg breakthrough), und zumindest für Affen ist jetzt die Hoffnung auf eine nachhaltige Eindämmung der Epidemie stark gestiegen.

Ein Impfprogramm könnte gezielt in den ermittelten Gebieten begonnen werden. Es hätte auch für den Menschen den entscheidenden Vorteil, dass damit zumindest die Krankheitsausbrüche vermieden würden, die auf den Kontakt mit infizierten Affen-Kadavern zurückzuführen sind. Und für die Affen sind sie vielleicht die letzte Überlebenschance. Peter Walsh erklärt:

Einen Impfstoff so anzupassen, dass wir ihn für frei lebende Menschenaffen verwenden können, ist höchste Priorität, um diese Arten zu erhalten. Ebola hat gerade die zwei größten Gorilla-Populationen der Welt vernichtet und einige kleinere dazu. Mit der aktuellen Verbreitungsrate könnte Ebola innerhalb der nächsten fünf Jahre die meisten der noch verbliebenen größeren Populationen treffen. Wir suchen daher verzweifelt nach Mitteln, um ein Impfprogramm zum Schutz dieser Menschenaffen vor Ebola aufzuziehen.