Neues Verfahren für Online-Geschäfte

Auch Kleinstbeträge können über die Telefonrechnung abgerechnet werden

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Der britische Telekommunikationskonzern Cable & Wirelesse Communications, einer der weltweit größten Anbieter von Telekommunikationsdienstleistungen, hat zusammen mit eCharge ein neues Produkt angekündigt, das das Web verändern könnte: Jetzt können mit dem neuen Programm auch Kleinstbeträge über die Telefonrechnung abkassiert werden.

Solange keine geeigneten Zahlungsverfahren zur Verfügung stehen, kommt der E-Commerce trotz aller Ankündigungen nicht so recht in die Gänge. Viele Menschen scheuen davor zurück, persönliche Daten wie Kreditkarteninformationen über das Internet zu schicken - und für die Abbuchung von Pfennigbeträgen sind Kreditkarten auch nicht das geeignete Instrument. Kryptographie wäre eine Möglichkeit, die Daten zu sichern, doch noch werden Verschlüsselungsverfahren noch nicht allgemein eingesetzt - und das Mißtrauen ist hoch. Das elektronische Bargeld dümpelt vor sich hin.

In dieser Situation scheint das von eCharge entwickelte Verfahren ein Lösungsweg für geldhungrige Anbieter von Content im Web zu sein. Kunden, die sich über ihren Provider normal eingewählt haben und auf eine Site kommen, auf der ein Icon von eCharge zu sehen ist, können dann, wenn sie etwas erwerben wollen, auf dieses klicken. Dadurch wird die Verbindung zum Provider unterbrochen und über eine gebührenpflichtige Nummer automatisch eine Verbindung mit einem eCharge-Server aufgenommen. Wenn der Kauf betätigt wurde, wird automatisch wieder die alte Verbindung hergestellt. Das soll möglichst schnell gehen, wird aber doch ein bißchen dauern. Absicherungen werden eingebaut werden, um vorneweg sicherzustellen, daß der Kunde die anfallenden Kosten auch wirklich akzeptiert hat.

Die Gebühren werden dann in der monatlichen Telefonrechnungen abgerechnet. Noch können allerdings in Großbritannien nur Gebühren in der Höhe bis zu einem Pfund abgerechnet werden. Wenn für einzelne Vorgänge mehr gezahlt werden soll, muß zunächst einmal die Regulierungsbehörde Independent Committee for the Supervision of Standards of Telephone Information Services (ICSSTIS) die Genehmigung erteilen. Wenn auch höhere Beträge abgerechnet werden können, ließen sich mit diesem Verfahren auch Bücher oder CDs oder Musikstücke zum Herunterladen verkaufen. Bis zum Ende des Jahres werde das Programm noch getestet. Im nächsten Jahr stünde es dann zur Verfügung.

Mark Heraghty von Cable & Wireless meint, daß dieses Programm eine neue Möglichkeit für den Web-Commerce sei, die sowohl den Konsumenten als auch den Providern und Telekommunikationsunternehmen zugute käme: "Das ist ein wichtiger Schritt, um das Vertrauen der Konsumenten in den Web-Commerce herzustellen, neue kommerzielle Möglichkeiten zu schaffen und das erste Mal Einkünfte für Content- und Netzprovider zu schaffen." Die Vorteile der Konsumenten bestünden darin, ohne die Weitergabe von Kreditkartendaten bezahlen, einen impulsiven Kauf betätigen und kleine "Informationsmengen" ohne den Zwang zum Abonnement oder zum Kauf des gesamten Angebots erhalten zu können.

Werden jetzt also bald viele Content-Anbieter nicht mehr nur auf Werbung setzen, sondern auf eine gebührenpflichtige Verbindung, um ihre Informationen, beispielsweise einzelne Artikel, anzubieten und Einnahmen zu erzielen? Noch sind die Web-Nutzer jedenfalls verwöhnt und werden dann halt zu Angeboten greifen, die noch kostenlos angeboten werden. Die hohen Telefonkosten werden überdies die Bereitschaft schmälern, noch mehr Geld für Informationen auszugeben.