Nomad findet den ersten Meteoriten

In der Antarktis wird ein autonomes Robotfahrzeug gestestet, das für die Fernerkundung von Planeten gedacht ist

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Nomad, das autonome Robotfahrzeug vom Robotics Institute an der Carnegie Mellon University, das Mit Gelder der NASA entwickelt wurde, fährt seit 10. Januar in der Antarktis auf der Suche nach Meteoriten umher. Am letzten Samstag, dem dritten Einsatztag, hatten die Wissenschaftler bereits einen Erfolg zu melden: mit großer Wahrscheinlichkeit hat Nomad den ersten bereits gefunden.

Nomad, der ein wenig an einen Beetle erinnert, ist ein Prototyp für Roboter, wie sie einmal für Fernerkundungsmissionen auf anderen Planeten eingesetzt werden könnten. Der Roboter ist 2.4 x 2.4 x 2.4 Meter groß, wiegt stattliche 725 Kilogramm, bewegt sich auf vier Rädern mit einer Geschwindigkeit von 50 Zentimetern in der Sekunde und kann auch über größere Hindernisse hinwegfahren. Wegen seiner Größe finden alle vier Computer auf ihm Platz, die seine Autonomie ermöglichen. Das erste Mal ist jetzt ein Roboter unterwegs, um Steine aus dem Weltall automatisch aufzuspüren und mit den Instrumenten in seinem Roboterarm zu klassifizieren. Im Einsatzgebiet im Osten der Antarktis haben Wissenschaftler bereits in sieben Jahren mehr als 2000 Steine auf Fußmärschen entdeckt, darunter auch EET79001, der angeblich vom Mars stammen soll: "Bislang haben Erkundungsroboter Bilder gemacht, Daten gesammelt und den Wissenschaftlern zurückgebracht, was sie gesehen haben, damit diese Untersuchungen machen und Entscheidungen treffen konnten", sagt Red Whittacker, der Projektleiter. "Dieses Mal wird Nomad seine eigenen Beurteilungen und Schlüsse über die Steine machen, denen er begegnet."

Nomad startet seine selbständige Suche, wenn er einen Befehl von den Wissenschaftlern erhält und erkundet normalerweise täglich nach einem zuvor eingegebenen Muster ein Gebiet von etwa 1000 Quadratmetern. Zur Navigation und Vermeidung von Hindernissen überprüft er den vorgegebenen Weg und fährt um möglicherweise für ihn gefährliche Objekte herum. Mit zwei Stereokameras kann die Umgebung wahrgenommen und die dunklen Stein vor dem hellen Hintergrund des Schnees erkannt werden. Falls er einem interessanten Objekt begegnet, wird eine hochauflösende Kamera mit einem Zoom sowie ein Spektrometer eingesetzt, um aus dem reflektierten Licht zu erkennen, aus was dieser besteht und ob es sich um einen Meteoriten handeln könnte. Ein Detektor analysiert, ob der Stein Eisenspuren enthält. Identifiziert Nomad einen Meteoriten, so sendet er dessen genaue Position anhand von GPS-Koordinaten an die Wissenschaftler.

Bild vom Meteoriten der auf Nomad befindlichen Kamera

Nomad entscheidet eigenständig, welche Steine er in welcher Reihenfolge näher untersucht, wann er fährt oder seinen Arm einsetzt. Nach Whittacker sind die wichtigen Innovationen im KI-System von Nomad die selbständige Klasssifikation und Suche. Bei seinem vierten Test, bei dem erstmals nicht nur selbständig fahren konnte, hat er jetzt nach drei Tagen den ersten Stein mit 22prozentiger Wahrscheinlichkeit als Meteoriten identifiziert, sieben andere wurden vom ihm als Steine von der Erde erkannt. Wenn er weitere Meteoriten finden und identifizieren sollte, soll die Zuverlässigkeit durch Lernen größer werden. Einen Tag zuvor hatten die Wissenschaftler einen eisenhaltigen Meteoriten in den Suchbereich zur Kalibrierung gelegt, den Nomads Klassifikationssystem mit 27prozentiger Wahrscheinlichkeit als Meteoriten identifiziert hatte, Allerdings erkundet Nomad seine Umgebung zwar autonom, aber er wird noch vom Wissenschaftlerteam begleitet, die den Stein denn auch bereits vor dem Robotfahrzeug entdeckt hatten.

Die Antarktis-Mission von Nomad kann von der Website Big Signal Project mitverfolgt werden. Bezweckt ist damit, dass Schulen die Mission als Anlass für Online-Unterricht benutzen. So kann man auf einem Fenster die Bilder der Kameras und die Daten der Sensoren in Echtzeit verfolgen. Die MIssion wird noch bis zum 30. Januar fortgesetzt werden. Schon Nomads Testausflug in die chilenische Atacama-Wüste im Jahr 1997 fand unter den Augen der Weböffentlichkeit etwa zu der Zeit statt, in der Pathfinder auf dem Mars ein Interneterfolg für die NASA war. Damals fuhr Nomad 200 Kilometer selbständig mit Erfolg. Wüsten oder Landschaften wie in der Antarktis werden auch deshalb ausgewählt, weil sie den Bedingungen für Missionen auf dem Mond oder dem Mars nahekommen.