Notstands-Hopping: Erst Coronawelle, dann Hitzewelle?

Seite 2: Wenn Wetter und Klima verwechselt werden

Auffällig ist auch, was Probst nicht thematisiert, etwa die Erkenntnis, dass Wetter und Klima eben nicht identisch sind. Dieser notwendige Hinweis, der noch vor einiger Zeit in den Medien gegeben wurde, fehlt heute meist.

Das hat dann die fatale Folge, dass die aktuelle Hitzewelle kurzerhand mit dem Klimawandel kurzgeschlossen und das apokalyptische Bild einer sich immer mehr aufheizenden Erde, eines brennenden Planeten gezeichnet wird.

Dabei wäre es wichtig, sich daran zu erinnern, dass auch zu Zeiten, als der Klimawandel noch kein Thema war, Menschen an heißen Sommertagen über die Hitze gestöhnt haben und auch daran gestorben sind.

Schon vor 20 Jahren gab es Berichte über fast unerträglichen Hitzesmog etwa in Athen. Aber solche Extremwetterereignisse wurden nicht sofort mit dem allgemeinen Klimageschehen in Verbindung gebracht.

Der Zusammenhang zwischen Extremwetterereignissen und Klimawandel muss aus gutem Grund noch weiter erforscht werden. Ein Grund mehr, hier sehr vorsichtig zu formulieren und nicht scheinbare Eindeutigkeiten zu behaupten, die noch geklärt werden müssen.

Fehlende Auseinandersetzung mit Klassengesellschaft und Sozialpolitik

Auffällig an dem zitierten taz-Beitrag ist auch das Fehlen sozialer und gesellschaftskritischer Gedanken. Schließlich muss man kein Kapitalismuskritiker sein, um zu thematisieren, dass in einer Klassengesellschaft eben nicht alle gleichermaßen für den Klimawandel verantwortlich sind.

Dementsprechend wird bei Probst auch nicht thematisiert, dass man mit einem Verbot von Kurzstreckenflügen und der Schließung von Privatflughäfen konkrete Maßnahmen ergreifen könnte, um diejenigen in die Verantwortung zu nehmen, die zum Klimawandel beitragen.

Natürlich fehlt auch ein Hinweis auf die Zusammenarbeit von Beschäftigten in Automobilbetrieben und Klimaaktivisten, die in mehreren Städten über die Umrüstung von Autos auf umweltfreundlichere Fahrzeuge diskutieren.

Hier bestünde die Chance, solidarisch gegen den Klimawandel vorzugehen und die Hauptverantwortlichen aus der Industrie nicht aus den Augen zu verlieren. Für viele Menschen dürfte dieser Satz allerdings eher wie eine Drohung klingen:

Auch wenn es diesmal keine Pandemiewelle ist, die auf die deutsche Gesellschaft zurollt, sondern eine Hitzewelle - wir sind gewappnet!

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