Offizieller Start der Netzeitung

Die erste deutschsprachige Nur-Online-Tageszeitung

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Auch Online-Tageszeitungsleser sind Menschen wie du und ich. Wenn sie Nachrichten übers Netz lesen, konsumieren sie also zuerst die "Crime"-Meldung des Tages, danach ein bisschen Wirtschaft und Politik, um dann jedoch schnell mit der Maus zu den Sportberichten "umzublättern".

Und wer dies nicht glauben mag oder einfach nur mal die Lesegewohnheiten der Netz-Gemeinde überprüfen möchte, sollte sich die Seiten der Netzeitung genau anschauen.

In dieser ersten überregionalen deutschsprachigen Nur-Online-Tageszeitung gibt es nämlich auf der Begrüßungsseite eine Top-Ten der Artikel, die am Tag zuvor am meisten aufgerufen und wahrscheinlich auch gelesen worden sind. Am vergangenen Montag war der Text "Jagd auf Schmökel bleibt erfolglos" absoluter Spitzenreiter, danach folgten "Händler sehen Glaubwürdigkeit der EZB gefährdet" und "Auch britische Toiletten sind voll Kokain". Und auf Platz 10 lag die mittlerweile auch schon etwas leicht verkokste "Affäre um Christoph Daum".

Obwohl die Netzeitung schon länger in einer Testversion im Netz zu lesen ist, ist erst am heutigen Mittwoch der offizielle Start erfolgt - mit allem was eine Tageszeitung benötigt. Sieht man vom fehlenden Kulturressort einmal ab, das erst später noch dazukommen soll. Chefredakteur des Online-Blattes ist Michael Maier (Ex-"Stern"-Chef) und die Geschäftsführung liegt in den Händen des Norwegers Knut Skeid, der das Projekt vor Monaten initiiert hat.

Im Augenblick arbeiten 13 Redakteure in den Berliner Räumen der Zeitung, davon sieben in dem Ressort Politik/Nachrichten und fünf in der Sportredaktion. Außerdem unterhält die Zeitung, die ausschließlich durch Werbung finanziert werden soll, noch eine Wirtschaftsredaktion in Frankfurt am Main.

Vorbild der "Netzeitung" ist die norwegische Online-Tageszeitung Nettavisen, die 1996 gegründet und vor einem Jahr vom Multimediaunternehmen Spray übernommen worden ist. Auch das deutsche Projekt startet mit dem Kapital dieser Firma. Nach eigenen Angaben ist die norwegische Internetzeitung in ihrer Heimat eine der drei größten und angesehensten Nachrichtenquellen im Netz, schreibt sogar seit einem Jahr schwarze Zahlen und hat monatlich zwischen 20 und 30 Millionen "Page Impressions" aufzuweisen.

Auffällig an der deutschen Ausgabe ist ihre angenehm sachliche und übersichtliche Gestaltung. Auf überflüssigen Schnickschnack wurde also zum Glück verzichtet, was schnellere Ladezeiten bei den angebotenen Seiten ermöglicht. Aufmacher war am Mittwoch natürlich die US-Präsidentenwahl. Daneben findet man den für Online-Zeitungen üblichen Nachrichtenticker, außerdem gibt es Infos über die Börse und das Wetter. Und die schon erwähnte Top-Ten, die hoffentlich nicht dazu führen wird, dass die Netzeitungsredakteure so unter Erfolgszwang geraten, dass sie nur noch Mordsgeschichten für die Artikel-Hitparade verfassen