Online-Helden im Dienste der Umwelt

Das neue Jugendumweltportal Econautix bietet viele Informationen, aber das edutainment mit einem Spiel ging daneben

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Der Umweltpädagogik haftet immer das Bild des erhobenen Zeigefingers an, alles wird furchtbar ernst genommen und ein wirklich befriedigendes Gefühl kaum vermittelt. Ähnlich ergeht es vielen Spielen zur Thematik, von Spielspaß kann nicht die Rede sein. Beim Spiel "Die Econauten - Flucht in die verbotene Zone", das sich au dem Informationsportal Econautix der BUND-Jugend befindet, weiß man als Spieler auch nicht so richtig, ob es Spaß machen soll oder durch Endlosdialoge eine Umweltideologie eingeimpft werden soll.

Die BUND-Jugend will mit dem neuen Umweltportal interessierten Jugendlichen nicht nur einen zentralen Anlaufpunkt im Internet mit Informationen, Tipps zum Umweltschutz, unzähligen Links oder Hinweisen für weitere Recherchen bieten, sondern diese auch über ein sehr aufwändig gestaltetes Umwelt-Adventure mit der Thematik vertraut machen.

Das mit Flash programmierte Onlinespiel "Die Econauten - Flucht in die verbotene Zone" fordert den Spielenden auf, sich um die Förderung des Umweltbewusstseins in der Vergangenheit zu kümmern. Erst wenn die Menschen aus der Vergangenheit um die Problematik wissen, kann die Kraftwerkzelle im Jahr 2043 in Betrieb genommen werden. Diese Maschine stellt nicht nur Strom zur Verfügung, sondern erzeugt praktisch selbst Energie, ohne weitere Ressourcen zu verbrauchen. Doch allein um diese kleine Geschichte zu erzählen, werden viele Bildschirmseiten aufgebaut und müssen endlose Sprechblasen gelesen werden.

Endlich gelangt man dann zum ersten kleinen Spielchen: "Good By Stand-By". In dem Jump'n run-Game gilt es, alle Stromfresser wie Lampen auszuschalten, Fenster zu schließen oder Energiesparlampen einzusammeln. Damit es ein wenig spannender vorangeht, spielt der Spieler gegen die Zeit und muss sich zwischen einigen Etagen im Haus per Fahrstuhl bewegen. Doch hier wurden die Programmier wohl eher schlecht von den Umweltexperten der BUND-Jugend beraten, denn ein ewig auf und ab fahrender Fahrstuhl schluckt ziemlich viel Energie.

Nach Ende der ersten Mission naht der wohl auch hier nicht vermeidbare pädagogische Zeigefinger, denn sogleich wird man über die positiven Konsequenzen der Energieeinsparung aufgeklärt: Der bislang vom Smog verdeckte Himmel ist blau. Damit naht schon die erste Statistik über die Zusammenhänge der CO2-Emision sowie des Strom- und Energieverbrauchs. Zugleich wird Wissen abgefragt: Wie viel Prozent des gesamten Energieverbrauchs fallen in den privaten Haushalten an? Schließlich darf der Spieler wieder aktiv eingreifen und den Kauf von Dosen verhindern. In dem moorhuhnähnlichen Schießspiel verrät die Killrate, dass man ein gerechter Umweltschützer ist. Natürlich muss man die wertvollen Glasflaschen und die Menschen im Supermarkt schützen. Und schon erfolgt die nächste Belehrung, man solle sich beim nächsten Einkauf einmal überlegen, ob man nicht doch lieber Mehrwegflaschen nehmen möchte.

Der Spieler wird hier zum Zuschauer für Umweltthemen degradiert. Die Inhalte kann man nun wirklich geschickter in eine spielerische Handlung einbauen. Immer nur als Gutmensch zu agieren, überzeugt trotz Ballerei auf Dosen nicht. Begeisterung für den Umweltschutz ist durch dieses Spiel nicht zu erwarten, wie Gundolf Thurm vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland zum Start des Portals in Berlin sagte: "Wir wollen gerade diejenigen Jugendlichen erreichen, die dem Thema Umweltschutz bisher eher gleichgültig oder ablehnend gegenüberstehen und ihnen vermitteln: Umweltschutz ist cool!" Sorry, coole Spiele sind etwas anders aufgebaut!