Panne beim Herunterfahren von Isar I

In dem Brunsbüttel und Krümmel ähnlichen Reaktor sank angeblich der Kühlwasserpegel im Druckbehälter

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In der letzten Woche wurden anlässlich der Reaktorkatastrophe in Fukushima mehrere deutsche Atomkraftwerke vorläufig Link auf http://www.heise.de/tp/r4/artikel/34/34357/1.html, die als relativ unsicher und besonders von der Laufzeitverlängerung begünstigt galten. Unter ihnen befand sich auch der bayerische Meiler Isar I - eine Anlage, deren Name Assoziationen mit einer beliebten Polizeiserie aus den 1960er Jahren weckt.

Dass es in dem Kraftwerk (das zusammen mit den umstrittenen Reaktoren Philippsburg I, Brunsbüttel und Krümmel zu den Siedewasserreaktoren der Baureihe 69 zählt) allerdings nicht ganz so vertrauenswürdig zugehen könnte wie in der Fernsehserie, darauf deuten Vorwürfe hin, die die Ärzteorganisation International Physicians for the Prevention of Nuclear War (IPPNW) erhebt. Danach sank beim Herunterfahren des Reaktors der Kühlwasserpegel im Druckbehälter, was ein "Schutzsignal" auslöste, das wiederum eine Schnellabschaltung in Gang setzte. Die Isar-I-Betreiberfirma Eon wollte sich gegenüber Telepolis nicht zu diesen Vorwürfen äußern.

Kernkraftwerk Isar I. Foto: S8z11. Lizenz: CC-BY-SA.

Die Mediziner kritisieren unter anderem, dass "die Ursache für den Füllstandsabfall im Kern [...] bislang verschwiegen" würde. Die Öffentlichkeit, so IPPNW-Sprecher Henrik Paulitz, habe aber "einen Anspruch darauf, umgehend zu erfahren, warum Atomkraftwerksbetreiber in Deutschland noch nicht einmal dazu in der Lage sind, ein Atomkraftwerk stillzulegen, ohne den Reaktorschutz auszulösen und ein Sicherheitssystem in Anspruch zu nehmen".

Der Vorfall beim Herunterfahren ist allerdings nicht das Einzige, was die IPPNW an Isar I stört. Der Organisation zufolge ist der Reaktorbehälter der Baulinie 69 eine "gefährliche Fehlkonstruktion" die nicht einmal den "Anforderungen der österreichischen Dampfkesselverordnung" standhalte. Auch eine Studie der Gesellschaft für Anlagen- und Reaktorsicherheit (GRS) kam 2006 zu dem Ergebnis, dass aufgrund der Sicherheitsmängel dieses Typs das Risiko einer großflächigen Verstrahlung im Kernschmelzfall bei über 50 Prozent liegt.

Diese Kritik, die eher konkret-technischer als grundsätzlich-atomkraftskeptischer Natur ist, kennt auch der Politik. Unter anderem deshalb meinte Ministerpräsident Horst Seehofer am Dienstag, er halte es für wahrscheinlich, dass Isar I nach der politisch verordneten Zwangspause nicht mehr ans Netz geht. Darüber hinaus warnte der CSU-Parteichef, es gebe nicht nur unter Energiemanagern, sondern auch in der Koalition Kräfte, die Atomkraftwerke wieder anschalten wollten, wenn die Landtagswahlen vorbei sind und der Super-Gau in Fukushima ausbleibt. Eine solche Rückkehr zu den alten Verhältnissen sei mit ihm jedoch nicht zu machen.

Wen Seehofer in seiner Warnung unter anderem gemeint haben könnte, wurde gestern bekannt, als die Süddeutsche Zeitung Auszüge aus einem Sitzungsprotokoll veröffentlichte, in dem Wirtschaftsminister Rainer Brüderle mit der Äußerung zitiert wird, dass es das Kernkraftmoratorium deshalb gebe, weil "angesichts der bevorstehenden Landtagswahlen Druck auf der Politik laste und die Entscheidungen daher nicht immer rational" seien.

Er, so soll der Wirtschaftsminister auf einer Versammlung des Bundesverbandes der Deutschen Industrie (BDI) am 14. März gesagt haben, sei jedoch weiter ein Befürworter der Atomkraftnutzung und werde darauf achten, dass Industriezweige, die viel Strom verbrauchen, auch zukünftig in Deutschland produzieren können. BDI-Hauptgeschäftsführer Werner Schnappauf ließ daraufhin verlautbaren, die Worte des Bundeswirtschaftsministers seien aufgrund von "Protokollfehlern" falsch wiedergegeben worden. Dazu, was Brüderle nach Erinnerung des BDI konkret sagte, wollte man sich beim BDI aber nicht weiter äußern, weil es sich um eine "vertrauliche Sitzung" gehandelt habe. Eine Anfrage an das Wirtschaftsministerium blieb bis zum Abend unbeantwortet.

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