Paris: Deutschlands Klimaziele reichen nicht

Aus einem Gutachten des Wissenschaftlichen Beirats der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen. Bild WBGU

Die Energie- und Klimawochenschau: Von umstrittener Braunkohle, Deutschlands zu hohen Emissionen und einem neuen Rekord der Windenergie

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Diese Woche schaut natürlich alles nach Paris, wo am Montag die diesjährige UN-Klimakonferenz begonnen hat. Die Erwartungen bei vielen Politikern, Klimawissenschaftlern und Aktivisten sind hoch, dass endlich ein tragfähiger Klimaschutzvertrag unterschrieben wird. Die Absichten der europäischen Regierungen scheinen allerdings andere zu sein.

Aus Polen heißt es aus den Reihen der neuen Rechtsregierung, man werde sowieso nicht unterzeichnen (Polen baut (noch mehr) auf Kohle), und die französische Regierung scheint ganz froh zu sein, mit dem Ausnahmezustand nun alle unliebsamen Proteste unterdrücken zu können (Paris: Aktion gegen das Versammlungsverbot und für das Klima, Klimagipfel in Paris: Hausarrest für Militante im Vorfeld).

Eröffnung der Klimakonferenz COP21 am 30. November. Bild: UN Photo/Rick Bajornas

Auch ein Teil der hiesigen Umweltschützer ist eher verhalten. Klimaschutz müsse vor allem vor Ort durchgesetzt werden, heißt es beim Aktionsbündnis Ende Gelände. Dort bereitet man sich schon auf die nächsten Blockadeaktionen in einem Braunkohlerevier vor. Nach dem Rheinland in diesem Jahr soll Pfingsten 2016 die Lausitz an die Reihe kommen.

Ort und Anlass sind strategisch gewählt. Der schwedische Staatskonzern Vattenfall möchte sich von seinem deutschen Braunkohlegeschäft trennen und seine Tagebaue in Brandenburg und Sachsen gerne meistbietend verkaufen. Greenpeace Schweden hatte sich ebenfalls an dem Bieterverfahren beteiligt und ein Ausstiegskonzept versprochen. Allerdings gefiel Vattenfall nicht, dass die Umweltschützer den Wert mit minus zwei Milliarden veranschlagten, also die Abwicklung der Braunkohle gerne vom bisherigen Besitzer bezahlt haben wollten. Deshalb schloss die mit dem Verkauf beauftragte Citigroup sie vom Bieterverfahren aus.

Der politische Preis

Ob das Vattenfall-Geschäft tatsächlich noch etwas wert ist, hängt unter anderem davon ab, wie lange seine Braunkohlekraftwerke noch weiter betrieben und die offenen Kohlegruben noch weiter ausgebeutet werden können. Und das wiederum ist vor allem eine politische Frage, eine Frage danach, wie schnell Deutschland seine Versorgung auf Energieträger umstellen will, die das Klima nicht belasten.

Der erste Kandidat, von dem Abschied zu nehmen wäre, ist die Braunkohle. Diese ist nämlich der mit Abstand klimaschädlichste fossile Brennstoff. Für jede Kilowattstunde, die in einem der älteren Kraftwerke erzeugt wird, fallen gut 1200 Gramm CO2 an. Selbst im modernsten Braunkohlekraftwek sind es noch rund 1000 Gramm. In einem modernen Gaskraftwerk kann dieser Wert hingegen auf 365 Gramm CO2 pro Kilowattstunde gedrückt werden. Die Steinkohle, mit der in Deutschland ähnlich viel Strom wie mit der Braunkohle erzeugt wird, liegt in etwa in der Mitte zwischen diesen beiden Extremen.

Aktionen der Klimaschützer könnten Druck für den Braunkohleausstieg erzeugen und zugleich die Kaufinteressenten warnen. Einer davon ist der tschechische Konzern CEZ, der letzte Woche in Prag Besuch von deutschen und tschechischen Umweltschützern bekam, wie die Wirtschaftswoche schreibt. Unter den Aktivisten waren auch Bewohner von Dörfern, die in der Lausitz von der Ausweitung der Tagebaue bedroht sind. 40.000 Protestpostkarten wurden übergeben. Ein ausführlicher Bericht findet sich bei Radio Praha.