Paris: IS-inspirierte Messerattacke und "hyper-effektive Polizei"

Rue Monsigny, Ort des Terror-Angriffs vom 12.Mai 2018. Bild: Mbzt / CC BY 3.0

Der IS bezeichnet den getöteten Terroristen als Soldaten seiner Organisation. Der Mann stammt aus Tschetschenien und war den Geheimdienten bekannt

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Die Polizei war schnell am Ort des Anschlags - neun Minuten nach dem ersten Anruf, so Premierminister Edouard Philippe - und sie zögerten nicht lange. Anders als Ende April in Kanada wurde schnell geschossen, laut Le Monde erst mit einem Teaser und rasch darauf mit scharfer Munition. Der Messer-Attentäter wurde tödlich verletzt.

Den Terroranschlag vom 23. März in Carcassone und Trèbes (Schreckenstag in Südfrankreich) eingerechnet, zählte man bis gestern Abend 245(!) Tote durch Terroranschläge in Frankreich seit 2015, so die französische Zeitung. Seit der Messer-Terrorattacke in Marseille im Oktober 2017 war offensichtlich, dass die Polizei in Frankreich beim Verdacht eines Terroranschlags der Maxime folgt, sehr schnell zu "neutralisieren" (eine Praxis, die auch für IS-Dschihadisten französischer Nationalität im Irak und Syrien gilt). "Hyper-effektiv" sollen die Spezialkräfte (RAID) sein und so werden sie auch ausgebildet.

Im Unterschied zum Massaker eines Mannes mit einem Auto in Kanada, das laut Berichten frauenfeindlich motiviert war und nicht durch islamistische Terrorgründe, wird die Bluttat gestern in Paris als Terroranschlag gewertet.

Die Ermittlungen wurden an die für Terroranschläge zuständige Staatsanwaltschaft unter Leitung von François Molins übergeben, der mutmaßliche, getötete Attentäter war Geheimdiensten bekannt, seine "Akte" wurde unter der bekannten Klassifizierung Fiche S wie auch unter einer anderen "Gefährderdatei" geführt - und schließlich kam vom IS noch am selben Abend via Amaq die Mitteilung, dass es sich um einen "Soldaten des IS" gehandelt habe.

Laut Informationen des Magazins Le Point ist der Mann im Jahr 2016 durch seine Kontakte zu Personen, die zum Dschihad nach Syrien ausgereist waren, den Geheimdiensten aufgefallen. Daraufhin sei die Akte Fiche S von ihm angelegt worden. Im April 2017 sei er von Ermittlern der "section antiterroriste" (SAT) wegen seiner Kontakte verhört worden, das habe aber keine strafrechtlichen Folgen gehabt.

Der Mann hatte gestern Abend gegen 21 Uhr auf mehrere Personen in einem belebten Viertel in Paris, wo nachts viele Menschen unterwegs sind, eingestochen und dabei eine Person getötet und vier weitere zum Teil lebensgefährlich verletzt. Laut Zeugen soll er "Allahu Akbar" gerufen haben.

Seine Identität wurde in den Medien rasch bekannt. Der Mann soll aus Tschetschenien stammen, wo er 1997 geboren wurde, und habe 2010 die französische Staatsbürgerschaft erhalten. Seine Eltern wurden in Polizeigewahrsam genommen.

Mit speziellen islamistischen Strömungen in Tschetschenien soll er aber nichts zu tun gehabt haben, wurde später von einem Experten auf France Info erklärt. Dessen Einschätzung nach handelt es sich eher um die Anziehungskraft einer "internationalen Gemeinschaft von Salafisten, zu der man gehören will". Der Mann habe sich augenscheinlich in Frankreich radikalisiert, dass er aus Tschetschenien stammt, spielt nach Auffassung von Charles Pellegrini wahrscheinlich nur eine zufällige Rolle.

IS-Experten wie die New-York-Times-Journalistin Rukmini Callimachi klärten darüber auf, dass die IS-Erklärung via Amaq darauf deutet, dass der "Terrorist", wie ihn Emmanuel Macron gestern bezeichnete, vom IS "inspiriert" war, was nicht unbedingt auf einen direkten persönlichen Kontakt schließen lassen muss. ‏