Pentagon gibt Exklusivrechte an kommerziellen Satellitenbildern von Afghanistan wieder auf

Zu Beginn des Krieges kaufte man sich die Kontrolle über die hochaufgelösten Bilder vom Ikonos-Satelliten

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Pünktlich zu Beginn der Luftangriffe auf Afghanistan hatte das Pentagon sich die Exklusivrechte an den hochaufgelösten Bildern des Satelliten Ikonos erworben, die dieser von Afghanistan bzw. vom militärischen Operationsgebiet von "Enduring Freedom" macht (US-Verteidigungsministerium kauft Satellitenbilder von Afghanistan). Offenbar sieht das Pentagon sich jetzt nicht mehr durch Interessierte gefährdet, die Bilder des bislang einzigen kommerziellen Satelliten erwerben können, der diese mit einer Auflösung bis zu einem Meter liefert, und löste den Vertrag.

Passend zum Start des Kriegsfilms Black Hawk Down veröffentlichte Space Imaging ein Bild von Mogadischu, Somalia

Wieviel Geld das Pentagon der Firma Space Imaging, die Ikonos seit 1999 betreibt, für die Exklusivrechte zahlen musste, ist nicht sicher. Tim Brown von Global Security denkt, es seien 2 Millionen Dollar monatlich, also schon eine teure Angelegenheit. Da die militärischen Satelliten eine noch höhere Auflösung haben, wurden die Bilder vermutlich nicht für eigene militärische Operationen gebraucht. Ob das Verteidigungsministerium fürchtete, dass Operationen oder Stellungen in Afghanistan durch die Taliban oder Al-Qaida durch die Bilder, die im Prinzip fast in Echtzeit geliefert werden könnten, in aller Regel aber länger brauchen, um zum Besteller zu gelangen, gefährdet werden können, darf auch bezweifelt werden.

Vermutet wurde damals, dass das Militär schlicht die Kontrolle über die Bilder, die vom Kriegsgebiet gemacht werden, behalten wollte. Nur der arabische Sender al-Dschasira, der in Kabul ein Redaktionsbüro besaß, das schließlich "zufällig" bei einem amerikanischen Bombenangriff zerstört wurde, konnte die erste Zeit eigene Bilder der Weltöffentlichkeit zeigen, die bis zur Einführung der Videophone-Kameras auch von westlichen Sendern wie CNN übernommen wurden. Wahrscheinlicher ist, dass das US-Militär vermeiden wollte, dass Satellitenbilder die Zerstörungen der Bombardements zeigen, die trotz aller Präzisionswaffen denn auch gelegentlich ihr Ziel verfehlten. Höchst unwillig räumten die Militärs oder der Verteidigungsminister "Kollateralschäden" ein, wenn es nicht mehr abzustreiten war. So will der Guardian erfahren haben, dass der Vertrag mit Space Imaging rückwirkend für den 7. Oktober abgeschlossen wurde, nachdem Berichte über das angeblich von US-Bomben zerstörte Dorf Karam in der Nähe von Dschalabad bekannt wurden, in dem 200 Menschen getötet worden sein sollen (Kopfgeld für US-Soldaten - Bin Ladins Netzwerk nach Bush zerschlagen).

Bagdad, 2001 Space Imaging

Letzten Freitag jedenfalls hat die National Imagery and Mapping Agency (NIMA), die für Satellitenbilder zuständige Behörde des Pentagon, den Vertrag mit Space Imaging nicht mehr verlängert. Offenbar wurde die Vereinbarung jeweils für einen Monat beschlossen. So soll, wie Wired berichtet, die NIMA den Vertrag Anfang November noch einmal verlängert haben, aber bereits Anfang Dezember aus ihm ausgestiegen sein. Da war die Niederlage der Taliban bereits abzusehen. Nach wochenlangen Verhandlungen verzichtet man jetzt ganz: "NIMA setzte den Vertrag einfach deswegen nicht fort", so ein Sprecher der Behörde, "weil sich nach einigen Monaten die Situation verändert hat und wir die Angelegenheit jetzt neu bewertet haben."

Space Imaging wird die Bilder zum Verkauf anbieten, allerdings finden angeblich noch Verhandlungen mit dem Verteidigungsministerium über eine kleine Anzahl von Bildern statt, die man vielleicht doch nicht der Öffentlichkeit preisgeben will. Noch sind Bilder von Somalia oder dem Irak zu haben. Aber das könnte sich ja noch ändern.