Raffael goes Internet

Die Ausstellung "Raffael und die Folgen. Das Kunstwerk in Zeitaltern seiner Reproduzierbarkeit"

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Raffaello Sanzio (1483-1520), kurz Raffael genannt, war nicht nur einer der bedeutendsten Künstler seiner Zeit, sondern auch einer, der die Chancen der Reproduzierbar seiner Werke bereits erkannte.

Die Druckgrafik hatte einen entscheidenden Anteil an seinem Werk und eifrig nutzte er sowohl Radierung wie Kupferstich, um seine Kunst in großer Stückzahl herzustellen und unters Volk zu bringen. Nicht zuletzt ging es ihm dabei darum, möglichst viel Geld mit seiner Arbeit zu verdienen, er schuf sich einen eigenen Kunstmarkt. Raffael malte die Räume und die Loggia im Vatikan, gleichzeitig Vermarktete er mit seinem Partner Marcantonio Raimondi (der die Kupferstiche nach seinen Anweisungen umsetzte) viele seiner Motive. Der Druck und Vertrieb der druckgraphischen Blätter lag in den Händen von Baverio de'Carocci, genannt Baviera, er war der Verleger des erfolgreichen Teams.

Raffaels Bilder, wie z.B. der Bethlehemitische Kindermord, waren schon zu seinen Lebzeiten weit verbreitet und bis zum Ende des 19. Jahrhunderts war er der meist kopierte und reproduzierte Künstler. Besonders erfolgreich waren die etwas gelangweilt wirkenden Engelchen, die ursprünglich das Gemälde "Sixtinische Madonna" (1512/13, Gemäldegalerie Dresden) zierten, um sich dann selbstständig ungeheuerlich fortzupflanzen. Heute schmücken sie Kaffeebecher, Lebkuchen, Bettwäsche, Brillen und vieles mehr. Raffael Motive wurden zur Gebrauchskunst und das hätte ihm bestimmt gefallen - denn für die Lizenzen hätte er abkassieren können.

Im Internet hätte er sicher seine eigene Site mit Online-Shop angelegt. Da er aber 1520 verstarb, nimmt sich statt seiner (und ohne Vermarktung) das Kunstgeschichtliche Institut der Ruhr-Uni-Bochum der virtuellen Umsetzung an. Das Institut will Kunst im Zeitalter von Multimedia präsentieren, "Raffael und die Folgen" ist mittlerweile das fünfte Kooperations-Projekt mit der Staatsgalerie Stuttgart. Unter der Adresse des kunstgeschichtlichen Instituts ist die Ausstellung online zugänglich. Auf mehr als 100 Bildschirmseiten und mit vielen Abbildungen kann jeder User einen Einblick in die Ausstellung gewinnen, ohne nach Stuttgart reisen zu müssen.