Raumkapsel aus Bremen

Der Raumfahrtkonzern EADS Astrium zeigt auf der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA ab Dienstag ein Modell seiner neuen Raumkapsel

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Die Idee geistert schon länger als ATV-Evolution durch ESA und EADS, nun scheint sie der Realisierung näher zu rücken. Am Dienstag nach Pfingsten enthüllte Evert Dudok, Chef des EADS-Tochter Astrium, in Bremen die Weiterentwicklung des erfolgreichen Raumtransporters ATV zu einem rückkehrfähigen System für Fracht und Astronauten. Ein Modell der Kapsel ist ab Dienstag auf der Berliner Aerospace-Schau ILA zu sehen.

Automated Transfer Vehicle. Bild: ESA - D. Ducros 2007

Die Transportversion ECTS-X soll ab 2013 vor allem wissenschaftliche Materialien von der Raumstation ISS zur Erde bringen, wo Forscher und Firmen sie auswerten können. Das Space Shuttle wird 2010 ausgemustert, und die russischen Sojus-Kapseln nehmen beim Heimflug neben der dreiköpfigen Crew nur maximal 50 Kilo mit. Frachtraum ist also nötig, und westliche Experten fragen schon mit Sorge, wie lange Russland überhaupt genug Sojus-Systeme liefern kann, um den vollen ISS-Betrieb mit sechs Astronauten ab Sommer 2009 zu garantieren.

Atmospheric Reentry Demonstrator. Bild: ESA

Bis 2018 ließe sich die ECTS-X dann zu einer Kapsel für drei Astronauten weiterentwickeln. Startrakete ist in beiden Fällen die Ariane 5, für die Landekapsel könnte EADS Astrium Erfahrungen mit dem Rückkehrgerät ARD (Atmospheric Reentry Demonstrator) nutzen, das vor zehn Jahren einen Testflug unternahm. Da die ISS wahrscheinlich 2020 außer Dienst geht, würde man allerdings neue Einsatzziele benötigen, und hier böten sich natürlich Missionen zum Mond an. Die Astrium-Kapsel wäre damit eine Alternative oder eine Ergänzung zum geplanten Orion-System der NASA.

Das geplante Nasa-Raumschiff Orien. Bild: Lockheed Martin Corp.

Den Startschuss zur europäischen Raumfahrtvision muss die Ministerratskonferenz der ESA geben, die im Herbst in Den Haag zusammentritt. Eine Kooperation mit Russland für ein „Crew Space Transportation System“ sieht die ESA trotz anders lautender Medienberichte skeptisch. Wie es heißt, herrscht bei den Russen selbst Uneinigkeit: Während die Raumfahrtbehörde Roskosmos an einen Umbau der alten Sojus-Kapsel denkt, bevorzugt der mächtige Energia-Konzern den neu zu konstruierenden Raumgleiter Kliper.