Rauschfreies Benzin
Weniger Benzol im Sprit gegen Suchtschnüffler
Punks schnüffeln mitunter Pattex, um “high” zu werden. Die für die Dröhnung verantwortlichen Wirkstoffe sind aromatische Lösungsmittel, doch sie verursachen Hirnschäden. Bei den Ureinwohnern Australiens besteht ein ähnliches Problem mit normalem Autobenzin.
Now I wanna sniff some glue
Now I wanna have somethin' to do
All the kids wanna sniff some glue
All the kids want somethin' to do..yeah
Die Ramones besangen es, Metallica sangen es auch nach: Jugendliche dröhnen sich gerne mit Klebstoffdämpfen zu – zyklische Kohlenwasserstoffe wie Xylol, Toluol und Benzol, die im klassischen Gummikleber notwendig sind, sorgen für den Kick und bedingt sinnreiche Songtexte. Doch auch für schnelle und massive Leber- und Hirnschäden, Krebs und Schnüffelsucht.
Ist der giftige Rausch in Europa eher ein Unterschichtproblem, so ist er in Australien zu einem Problem besonders der abgelegeneren Gemeinschaften der Ureinwohner geworden, wo die Teenager ebenfalls der Schnüffelleidenschaft erliegen. Statt Klebstoff benutzen sie allerdings Benzin.
Flieger schnüffeln nicht
In den 90ern bemerkten BP-Händler, dass das Problem dort nicht auftauchte, wo nur Flugbenzin verfügbar war – um den zweiten Tank einzusparen, wurden in Gegenden, die vor allem mit Leichtflugzeugen erreichbar waren, auch die vorhandenen Autos mit dem Flugzeugsprit betankt. „Der Hauptunterschied ist, dass das australische Flugbenzin – im Gegensatz zu dem im Rest der Welt – praktisch keine Aromate enthält“, so BP-Chemiker Garry Whitfield im aktuellen New Scientist. Das normale Kfz-Benzin enthält dort jedoch fast 25% Aromate als Anti-Klopf-Mittel – in Deutschland wurde der Aromatenanteil wegen ihrer Giftigkeit dagegen bereits auf ein Minimum reduziert.
Einfach auf das Flugbenzin umzusteigen, war jedoch keine Lösung – das enthält in Australien noch Blei als Anti-Klopfmittel, was wenig umweltfreundlich und ungesund ist und von modernen Autos mit Katalysator auch gar nicht mehr verkraftet wird.
Versuche, ekelhaft riechende Stoffe ins Benzin zu mischen, brachten keine Verbesserung. Stattdessen hat BP nun „Opal“ entwickelt, in dem Alkylat für die notwendige Klopfzahl sorgt – ein nichtzyklischer, geruchloser Kohlenwasserstoff. Es wird nun 37 abgelegenen Ureinwohner-Gemeinschaften geliefert – die 30 Cent Mehrkosten pro Liter trägt der Staat. Ob es wirklich im Kampf gegen die Schnüffelsucht hilft, untersucht die australische Regierung vor Ort. Gegen Ende des Jahres sollen erste Ergebnisse vorliegen.