Rebellenführer will für Anschlag auf Moskauer U-Bahn verantwortlich sein

In einem Video warnt Islamistenführer Umarow erneut, dass die Russen den Krieg nicht mehr nur auf dem Fernseher sehen, sondern am eigenen Leib erleben werden

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Die Vermutungen, dass die von "Schwarzen Witwen" ausgeführten Selbstmordanschläge von islamistischen Rebellen aus Tschetschenien ausgeführt wurden (Krieg auf Schienen), scheinen sich doch zu bewahrheiten. Erst einmal hatte sich niemand zu den Terroranschlägen bekannt, die den Krieg im Nordkaukasus wieder einmal in die russische Hauptstadt zurückbrachten.

Tschetschenischer IslamistenführerDoku Umarow, der selbst ernannte Emir des islamischen Staats, übernimmt in einem Video die Verantwortung für die Anschläge in Moskau

Nun aber hat sich auf der Website www.kavkazcenter.com, die von tschetschenischen Rebellen seit 2002 betrieben wird, auf einem schwedischen Server läuft und von den Russen bislang nicht geschlossen werden konnte, der tschetschenische Islamistenführer Doku Umarow bzw. Abu Usman oder Doku Abu Usman, der sich seit 2007 als Führer des islamischen Staats namens Kaukasusemirat bezeichnet, zu den Anschlägen bekannt. Sie seien unter seiner Aufsicht organisiert worden, sagt er in einem Video, das auch auf YouTube veröffentlicht wurde und am Montag aufgenommen worden sein soll.

Schon vor einem Monat hatte er mit Verweis auf den Anschlag im November auf den Newski Express angekündigt, dass das Blut nicht nur im Kaukasus fließen wird, sondern dass er den Krieg in die russischen Städte tragen werde. Anfang Dezember hatten sich die tschetschenischen Rebellen zu dem Anschlag bekannt und schon gedroht, den Kampf auf ganz Russland auszudehnen. Es hieß aber, Abu Usman habe angeordnet, dass russische Zivilisten verschont bleiben sollen. Das wurden sie definitiv bei den Anschlägen in der U-Bahn nicht.

Abu Usman rechtfertigte dies nun so, dass die "russischen Invasoren" und der russische Geheimdienst ja auch Zivilisten töten. Insbesondere verweist er auf die Tötung von Zivilisten in Arshty, einem Dorf an der Grenze von Tschetschenien und Inuschetsien, im Februar während einer Antiterroroperation der Sicherheitskräfte. Nach Berichten von Menschenrechtsorganisationen wurden mindesten vier Männer erschossen, die nichts mit den Terroristen zu tun hatten und in den Wäldern wie zahlreiche andere Menschen wilden Poree gepflückt hätten. Getötet wurden nach Angaben der Behörden aber auch 18 Rebellen. Abu Usman spricht von einem "Massaker an Zivilisten", das Putin angeordnet habe. Und er kündigt wieder einmal an, dass der Krieg zu den Russen kommen werde, die "nicht mehr faul den Krieg im Kaukasus auf ihren Fernsehern beobachten, ihn ruhig, ohne Reaktion auf die Exzesse und Verbrechen anschauen können, die von ihren Banden begangen werden, die unter der Führung von Putin in den Kaukasus geschickt werden".

Ob der Anschlag in Dagestan am Mittwoch auch von Abu Usman ausgegangen ist, ist noch unklar. Putin sieht einen Zusammenhang. Auch die Art des Vorgehens, einen doppelten Anschlag auszuführen, könnte dafür sprechen. Zunächst wurde gestern eine Autobombe in der Stadt Kisljar von einem Selbstmordattentäter gezündet, als ein Polizeiwagen vorbeifuhr. 20 Minuten später sprengte sich ein als Polizist verkleideter Selbstmordattentäter in die Luft, der sich unter die Polizisten und das Rettungspersonal mischte, die sich am Anschlagsort eingefunden hatten. Von Kavkaznews.com werden die beiden Selbstmordattentäter als "Märtyrer" bezeichnet, die Polizisten hingegen als "Terroristen".

Abu Usman war nach dem Tod von Schamil Bassajew, der vom russischen Geheimdienst 2006 erschossen wurde (Tschetschenischer Terroristenführer Bassajew ist tot), an die Spitze der Terroristen gelangt und hat 2007 die islamische Republik und damit natürlich auch die Scharia ausgerufen. Nach der Tötung des relativ gemäßigten Rebellenführers Aslan Maschadow im Jahr 2004 (In Tschetschenien verhärten sich die Fronten) hatten sich die Islamisten mit Bassajew weiter radikalisiert, der für seine spektakulären Anschläge berüchtigt war.

Über wie viele Kämpfer der Islamistenführer verfügt, der zu seinem Reich nicht nur Tschetschenien, sondern auch Inguschetien, Nordossetien und Dagestan zählt, ist unbekannt. Die russische Seite sagt, es handle sich nur um wenige Hundert, die Rebellen sprechen von Zehntausenden, was auf jeden Fall so übertrieben wie viele der Erfolge, die auf der Website gemeldet werden.