"Rückgrat der Digitalisierung"

Aus einem Werbevideo für SitaWare Frontline. Screenshot: TP

Die Bundeswehr hat jetzt ein neues Battle Management System (BMS) zur "digitalen Führung von Gefechten"

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Gestern präsentierten Soldaten der Panzergrenadierbrigade 37 dem deutschen Heeresinspekteur Alfons Mais, dem Vize-Bundeswehrgeneralinspekteur Markus Laubenthal, und der deutschen Öffentlichkeit in der Wettiner-Kaserne im sächsischen Frankenberg das neue "Battle Management System" (BMS) der Bundeswehr: SitaWare Frontline. Dieses vernetzte Kontrollsystem soll "das Rückgrat der Digitalisierung der Bundeswehr" sein.

Konkret gestaltet das BMS die "Führung von Gefechten" so, wie sich Nutzer von Strategiespielen das eigentlich schon seit den 1990er Jahren vorstellen. Diesem Stand der Technik im Virtuellen scheint die Bundeswehr weiterhin etwas hinterherzuhinken, wenn sie nun betont, das "Hantieren mit Lageplänen" werde mit SitaWare Frontline "der Vergangenheit angehören".

Automatisierte Weitergabe von Befehlen und Informationen

30 andere Länder setzen das dänische System schon länger ein, wie sein Hersteller Systematic betont. Es sammelt und verarbeitet Daten aus GPS-Satelliten, Sensoren und Sub-Systemen wie der Artillerie-IT ADLER zu Echtzeit-Lagebildern, die sowohl Befehlshaber hinter der Front als auch Soldaten in Fahrzeugen an der Front nutzen können. Durch eine entsprechende Aufbereitung und Darstellung der Daten soll das auch für Führungskräfte übersichtlich sein, die viele Brennpunkte im Auge behalten müssen.

Die Nutzer des BMS können durch das System überdies nicht nur mehr unverschlüsselt mit ihren alten SEM-Sprechfunkgeräten aus dem Kalten Krieg kommunizieren, sondern verschlüsselt miteinander chatten. Dadurch, dass jedes Einsatzfahrzeug als Relaisstation fungiert, enden verschlüsselte Datenpakete nicht an der Antennenreichweite des einzelnen Fahrzeugs. Außerdem werden Befehle und Informationen automatisiert weitergegeben. Das verringert den Herstellerangaben nach Fehler und steigert die "Geschwindigkeit und Präzision in der Operationsführung".

Vorauswahl und Berechnungen der geeignetsten Mittel

Darüber hinaus kann SitaWare Frontline durch den Abgleich der Daten über den Feind und die eigenen verfügbaren Kräfte bei den Reaktionen, die es Führungskräften vorschlägt, "eine Vorauswahl treffen" oder direkt das den Berechnungen nach geeignetste Mittel vorschlagen (vgl. Autonome militärische Systeme ersetzen zunehmend menschliche Entscheidung und Krieg mit KI-Systemen: Ohne Angst und Emotion, aber mit hoher Ungewissheit). "Letztlich", soll aber "nach wie vor […] der Mensch […] über den Waffeneinsatz entscheiden", wie Vertreter der Bundeswehr im Zusammenhang mit Fragen zu solchen Systemen immer wieder betonen).

Eine Voraussetzung, dass SitaWare Frontline seine Fähigkeiten nicht nur in der Theorie, sondern auch in der Praxis ausspielen kann, ist ein "gewisses Maß an Digitalisierung aller in diesem Verbund agierenden Einheiten und Systeme" - "vom Radar über das Nachtsichtgerät [und das] Blue Force Tracking, bis hin zu den fliegenden und seegehenden Einheiten". Dieses Maß an Digitalisierung ist der Einschätzung der Fachzeitschrift Europäische Sicherheit & Technik bei der Bundeswehr noch "nicht gegeben". Das räumt auch die Bundeswehr selbst ein, die in diesem Zusammenhang von einem "notwendigen Prozess" spricht, "der die Truppe bei laufenden Einsätzen erheblich fordert".

Deshalb wurde die Umrüstung der insgesamt 27.000 "Gefechtsfahrzeuge des Heeres […] über einen mehrjährigen Zeitraum verteilt". Die Panzergrenadierbrigade 37 stand dabei ganz oben auf der Liste, weil sie in drei Jahren die Hauptlast der nach der Krimkrise 2014 geplanten "Very High Readiness Joint Task Force" der NATO sein soll. Diese "VJTF" ist Teil der "NATO Response Force" - einer "schnellen Eingreiftruppe".

Für die Kommunikation mit anderen NATO-Bestandteilen nutzt die Bundeswehr bereits seit geraumer Zeit das Systematic-Produkt SitaWare Headquarters, das nun mit SitaWare Frontline ergänzt werden soll. Dieses Zusammenspiel war Medienberichten nach auch einer der wesentlichen Gründe, warum sich das deutsche Verteidigungsministerium für SitaWare Frontline und nicht für Konkurrenzprodukte wie das vom Atos-Konzern angebotene Bull BMS entschied.

SitaWare-Präsentationsvideo

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