Russisches Korrektursystem soll GPS keine Daten mehr liefern

Reaktion auf Weigerung der USA, den Bau von Referenzstationen zuzulassen

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Das Navigationssystem GPS arbeitet nicht nur mit Satelliten in der Erdumlaufbahn, sondern auch mit zentimetergenau bekannten Referenzstationen am Boden, mit denen Störungen und Abweichungen korrigiert werden können. Eine Methode dazu ist das für das russische GPS-Konkurrenzsystem Glonass entwickelte "System of Differential Correction and Monitoring" (SDCM), dessen Betreiber zur Verbesserung der Dienstleistung Referenzstationen auf dem Territorium der USA errichten wollen, was die amerikanischen Behörden jedoch verweigern.

Der stellvertretende russische Ministerpräsident Dmitri Rogosin hat deshalb verlautbart, dass die 19 russischen SDCM-Bodenstationen nur noch bis zum Ende des Monats Daten zur GPS-Korrektur liefern werden. Anschließend wolle man den USA drei Monate lang Zeit geben, ihre Blockadehaltung in neuen Verhandlungen zu überdenken.

Hintergrund der Weigerung der USA sollen Warnungen des Pentagon und mehrerer Geheimdienste vor Spionage und militärischen Nachteilen sein. Kritiker vermuten jedoch, dass dahinter auch ein Ausbremsen der Glonass-Konkurrenz stecken könnte, die immer besser funktioniert und inzwischen auch in Geräten von Apple und Samsung Verwendung findet.

Bewegtes Modellbild mit 24 GPS-Satelliten und einem fixen Punkt (45°N). Grafik: El pak. Lizenz: Public Domain.

Einen Tag vor der Bekanntgabe des Stopps der GPS-Unterstützung hatte Rogosin angekündigt, die ISS nicht - wie von der US-Weltraumbehörde NASA geplant - bis 2024, sondern nur noch bis 2020 als Internationale Raumstation zu betreiben. Danach soll Roskosmos seine Ressourcen für "andere perspektivische kosmische Projekte" einsetzen. Allerdings schließt Rogosin auch einen Weiterbetrieb der ISS als ausschließlich russische Weltraumstation nicht aus, weil "das russische Segment unabhängig vom amerikanischen existieren kann - aber das amerikanische nicht unabhängig vom russischen".

Anfang April hatte die US-Regierung im Zuge der Ukrainekrise beschlossen, dass sich NASA-Mitarbeiter alle Kontakte zu "Repräsentanten der russischen Regierung" explizit als Ausnahmefälle genehmigen lassen - darunter auch E-Mails sowie Telefon- und Videokonferenzen. Vom Zusammenarbeitsverbot ausgenommen hatte man lediglich die Aktivitäten im Zusammenhang mit dem Betrieb der ISS und internationale Treffen außerhalb Russlands, an denen Russen teilnehmen.

Weil sich im Zuge einer mittlerweile über ein Vierteljahrhundert andauernden internationalen Arbeitsteilung zahlreiche Abhängigkeiten ergaben, stellt dieses Kontaktverbot auch die USA vor größere Probleme: So enthält beispielsweise die Trägerrakete Atlas V, mit der das Pentagon militärisch genutzte Satelliten in Erdumlaufbahnen transportiert, russische Triebwerke. Deren Nachbau würde - abgesehen von Problemen mit "geistigen Eigentumsansprüchen" der Rechteinhaber - eine Milliardensumme kosten.

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