Russland beliefert Indien mit Atomkraftwerken und Flüssiggas

Türkei will Unterwasserpipelinebau nicht bezahlen

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Der russische Staatspräsident Wladimir Putin hat bei seinem Staatsbesuch in Indien eine engere und "strategische" Zusammenarbeit in den Bereichen Energie, Rüstung und Wissenschaft vereinbart. In diesem Rahmen soll der russische Atomkonzern Rosatom mit staatlichen Krediten bis 2034 mindestens zwei neue Atomkraftwerke mit insgesamt wenigstens zwölf Energieblöcken errichten. Als Maximalkapazität gab Putin 25 Atommeiler an. Außerdem vereinbarten die beiden Länder, Technologie auszutauschen und in Drittländern zusammenzuarbeiten. Konkret könnten das beispielsweise um Ecuador oder Bolivien sein, wo ebenfalls Atomkraftwerke geplant werden.

Außerdem will Russland zwischen 2015 und 2025 hundert Millionen Tonnen Öl und zwischen 2017 und 2037 mindestens 2,5 Millionen Tonnen Flüssigerdgas nach Indien liefern (was in etwa 3,5 Milliarden Kubikmeter entspricht). Die Verträge dazu wurden allerdings schon vor längerer Zeit geschlossen. Dass man sie jetzt öffentlich präsentiert, dürfte nicht nur mit dem Staatsbesuch zusammenhängen, sondern auch damit, dass Putin nach dem (auf Druck aus Brüssel und Washington erfolgten) Stopp der South-Stream-Gasleitung nach Bulgarien vorletzte Woche ankündigte, russische Energieträger zukünftig stärker außerhalb der EU abzusetzen (vgl. Ende von South Stream).

Die South-Stream-Pipeline mit einer Gesamtkapazität von 63 Milliarden Kubikmetern will Russland einfach ein Stück weiterbauen und statt in Bulgarien im europäischen Teil der Türkei anlanden lassen. Von dort aus sollen 14 Milliarden Kubikmeter zu einem Rabattpreis in die Türkei und 49 Milliarden Kubikmeter nach Griechenland und andere südeuropäische Länder fließen. Diese müssten (direkt oder indirekt) zusätzliche hohe Transitgebühren übernehmen und wären vom Wohlwollen des jeweiligen türkischen Staatschefs abhängig.

Ob das Projekt zustande kommt, ist allerdings offen: Der türkische Energieminister Taner Yıldız verlautbarte diese Woche nämlich, dass er den Leitungsbau nur im türkischen Thrakien, aber nicht im Schwarzen Meer finanzieren will. Für diesen Unterseeabschnitt waren 14 der insgesamt 23,5 Milliarden Euro South-Stream-Gesamtkosten veranschlagt. Stattdessen brachte Yıldız die Möglichkeit eines Flüssiggashafens ins Spiel, der auch für Lieferungen anderer Anbieter genutzt werden könnte. Außenminister Mevlüt Çavuşoğlu betonte darüber hinaus, man habe bislang lediglich eine Absichtserklärung über Gespräche unterzeichnet und räume dem Bau der TANAP-Erdgasleitung aus Aserbaidschan Priorität ein.

Wladimir Putin und Narendra Modi. Foto: Kreml

Im Militärbereich vereinbarte der russische Staatspräsident Wladimir Putin mit dem indischen Premierminister Narendra Modi, das "traditionelle Modell Lieferant-Kunde" zu einer "gemeinsamen Entwicklung und Produktion moderner Waffensysteme" auszubauen. Dies ist Putin zufolge auch deshalb möglich, weil Indien ein "zuverlässiger Partner" sei, der "die Prüfung der Zeit bestanden" habe. Konkret will man unter anderem beim Bau von BrahMos-Präzisionsraketen, Kampfjets und Hubschraubern kooperieren. Im letzten Jahr exportierte Russland Rüstungsgüter im Wert von etwa 3,86 Milliarden Euro nach Indien.

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