Russland setzt auf stärkere militärische Kooperation mit Ägypten

Mi 24-Hubschrauber (Vorgänger der Mi-35-Hubschrauber). Foto: Alan Wilson; Lizenz: CC BY-SA 2.0

Waffenlieferungen und gemeinsame Manöver sollen Ägypten im "Anti-Terror-Kampf" unterstützen

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Im Machtgefüge des Nahen Ostens tut sich etwas, es kommt zu bemerkenswerten Positionsverschiebungen. Wurde die USA nach dem Friedensvertrag zwischen Israel und Ägypten im März 1979 zum wichtigsten militärischen Unterstützer Ägyptens, so wurde das Verhältnis seit der Absetzung Mubaraks schwieriger. Seit Ende letzten Jahres gab es Signale für eine engere Zusammenarbeit zwischen Russland und Ägypten. Heute meldet Ria Nowosti, dass Russland und Ägypten beim "Anti-Terror-Kampf" enger kooperieren wollen.

Es geht um ein Manöver, das im nächsten Jahr abgehalten werden soll. Laut Sprecher des russischen Verteidigungsministeriums, Jewgeni Meschkow, handelt es sich um eine "gemeinsame Anti-Terror-Übung". Von Experten, die Ria Nov zitiert, wird dies als weiteres Zeichen dafür interpretiert, dass Russland anstrebe, in der militärtechnischen Kooperation wieder das "Niveau der 1950er- und 1960er-Jahre" zu erreichen.

Im Februar wurden zwischen den beiden Staaten laut russischen Medienangaben Verträge über Waffenlieferungen im Gesamtwert von drei Milliarden Dollar unterzeichnet. Dem zuvor gegangen waren im November 2013 ein Besuch von Außenminister Sergej Lawrow und Verteidigungsminister Sergej Schoigu in Kairo. Und Anfang dieses Jahres der erste Auslandsbesuch von as-Sisi in Moskau. Zu diesem Zeitpunkt war er noch General und Verteidigungsminister, nun ist as-Sisi der aussichtsreichste Präsidentschaftskandidat in Ägypten.

Der Deal zwischen Russland und Ägypten soll "Jagdflugzeuge des Typs MiG-29M/M2, mehrere Typen von Luftabwehrsystemen, Hubschrauber des Typs Mi-35, Küstenschutzsysteme, diverse Munition und leichte Schusswaffen" umfassen.

Saudi-Arabien und die Vereinigten Emirate als Financiers?

In israelischen und arabischen Medien reagierte man erstaunt darüber, dass Ägypten bei der Bezahlung auf Unterstützung aus Saudi-Arabien und den Vereinigten Emiraten zählt. Wie läßt sich das zusammenreimen?, fragte ein Bericht von al-Monitor angesichts des angespannten Verhältnisses zwischen Saudi-Arabien und den Golfstaaten, die in Syrien die Gegner der Regierung Assad unterstützen, und Russland, das sich als Freund der syrischen Regierung begreift.

Kursierende "Verschwörungstheorien", so die Publikation, wonach Ägypten nun als versteckter Proxy zwischen Russland und den Golfstaaten fungiere, seien unplausibel. Für plausibler hält man dort dagegen, dass das Waffengeschäft nie realisiert werde.

Russland sei doch vorsichtig genug, um sich darauf nicht einzulassen, heißt es dort. Denn Ägypten habe in der Vergangenheit mehrmals russische Waffen an die USA weitergegeben. So sei das Verkünden einer militärischen Zusammenarbeit zwischen Ägypten und Russland mit Unterstützung der Golfstaaten vor allen Dingen symbolischer Natur. Deren Zweck sei ein Denkzettel für die USA. Mit deren Nahostpolitik weder Saudi-Arabien noch Ägypten noch die Emirate einverstanden seien.

Die Interessen Russlands

Russland habe dagegen zwei echte Interessen an der Zusammenarbeit. Zum einen die Stärkung seines Einflusses im Nahen Osten, zum anderen den Kampf gegen den Islamismus.

Laut al-Akhbar, das im Februar ebenfalls das Waffengeschäft kommentierte, habe der Chef der staatlichen Holding Rostec, wo auch Waffen produziert werden, Sergej Chemezow erklärt, dass die Verträge noch nicht wasserdicht seien, weil es Probleme mit der Finanzierung gebe. Allerdings stammt diese Aussage von November letzten Jahres.

Ob sich die Finanzierungsprobleme später geklärt haben und Saudi-Arabien wie auch die Golfstaaten im Boot sind, ist nicht 100prozentig sicher, da auch der Artikel von Ria Nowosti vom Februar, der von der Unterzeichnung der Verträge berichtet, sich auf keine Regierungsquellen, sondern auf namentlich nicht genannte Quellen der russischen Verteidigungsindustrie beruft.

Unstrittig ist das strategische Interesse Russlands an einer engeren Zusammenarbeit mit as-Sisi, der Ägypten zurück in den Polizeistaat führt, aber sich aus Syrien raushält und die Muslimbrüder bekämpft. Präsident Mursi, der aus ihren Reihen kam, hatte bekanntlich Kämpfer für den Dschihad in Syrien ermutigt, was eine Rolle bei seiner Ansetzung spielte. Wie weit Putin in seiner Allianz mit Ägyptens Führung, die Oppositionelle mit brutalen Mitteln und einer repressiven Gesetzgebung zu Schweigen bringt, gehen wird, gehört zu den interessanten Aspekten der Umformungen im Nahen Osten.

In den USA wollen republikanische Abgeordneten gegen die vom Pentagon angekündigte Lieferung von Militärhubschraubern an Ägypten vorgehen. Sie wollen die Lieferung über eine Abstimmung im Kongress vereiteln.