Sachbücher des Monats: Dezember 2010

Die Top Ten unter den Sachbüchern nebst einer persönlichen Empfehlung, jeden Monat neu, präsentiert von Süddeutsche Zeitung / Buchjournal / Börsenblatt / Norddeutscher Rundfunk / Telepolis.

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

Franz Maciejewski

Echnaton oder die Erfindung des Monotheismus

Zur Korrektur eines Mythos

Amarna, die Hauptstadt des geheimnisumwitterten Pharaos Echnaton, gilt heute als ein Weltkulturerbe der besonderen Art: als Wiege der ersten monotheistischen Religion der Menschheit. Doch was ist wahr an dieser Geschichte und was ist Legende? Steht Echnaton zu Recht an der Spitze der großen Religionsstifter Moses, Christus und Mohammed? Maciejewski präsentiert in seiner Studie anhand einer Fülle von Fakten und Indizien eine andere Lesart der Geschichte.

Osburg Verlag, 335 Seiten, 24,90 Euro

Markus Krajewski

Der Diener

Mediengeschichte einer Figur zwischen König und Klient

Diener sind weitestgehend verschwunden, zumindest in menschlicher Gestalt. Längst sind die Funktionen von Kammerdienern und Faktoten, von Domestiken wie Gehilfen aller Art größtenteils an die Dinge übertragen: sei es im Haushalt, sei es im Virtuellen. Anhand von einzelnen Fallgeschichten - etwa zur barocken Palastarchitektur, zu den Laboren der Experimentalwissenschaften, an Beispielen aus der Literatur wie dem digitalen Alltag - zeichnet Markus Krajewski die spannende Transformation des Dieners nach

S. Fischer Verlag, 720 Seiten, 24,95 Euro

Dietz Bering

Die Epoche der Intellektuellen

1898 - 2001. Geburt - Begriff - Grabmal

Die Intellektuellen sind tot. Ist das ein Gerücht oder eine bittere Wahrheit? Antworten findet man in Berings Grundlagenwerk, das die gesamte Biographie des umstrittenen Begriffs verfolgt. So entsteht ein Bild einer ganzen Epoche: von seiner Geburt im Frankreich der Dreyfus-Affäre, über die lebensgefährlichen Zeiten reinen Schimpfwortgebrauchs bei den Nazis und den moskauhörigen Marxisten.

Berlin University Press, 756 Seiten, 49,90 Euro

Peter Longerich

Joseph Goebbels

Biographie

Joseph Goebbels (1897-1945) war ein radikaler Antisemit und Gewaltfanatiker, der sich in der Rolle des Schöngeists gefiel und zugleich eine entscheidende Rolle bei den beispiellosen Verbrechen des »Dritten Reichs« spielte. Mit dieser Biographie erzählt Peter Longerich die politische wie die private Lebensgeschichte von Hitlers Chefpropagandisten und wirft zugleich ein neues Licht auf Öffentlichkeit und Herrschaft im Nationalsozialismus.

Siedler Verlag, 912 Seiten, 39,99 Euro

Elke Stein-Hölteskamp/Karl-Joachim Hölteskamp (Hg.)

Die griechische Welt

Erinnerungsorte der Antike

Von den Palästen in Knossos, Troia und Mykene, von Dichtern wie Homer, mythischen Helden wie Theseus, realen Heroen wie Alexander dem Großen, von Demokratie und Bürgersein, von Weisheitsliebe, Baukunst, Plastik und Malerei und noch von vielen weiteren bedeutenden Themen der griechischen Antike und ihrem Weiterwirken in der Gegenwart erzählt dieser, mit rund 100 Abbildungen ausgestattete Band.

C. H. Beck Verlag, 683 Seiten, 38,00 Euro

Katharina Mommsen

Kein Rettungsmittel als die Liebe

Schillers und Goethes Bündnis im Spiegel ihrer Dichtungen

Wo frühere Biographen in Goethes und Schillers Verbindung oft nur das bloße Zweckbündnis sahen und selbst in jüngster Zeit der Fokus eher auf die "gemeinsame Lebensarbeit" gerichtet wurde, deckt Katharina Mommsen noch ganz andere, bisher verborgene Dimensionen des einzigartigen Dichterbundes auf: In vielen Liebesgedichten, die die Freunde einander insgeheim zueigneten, und in chiffrierten Zeugnissen gegenseitiger Zuneigung ist ein geheimer Dialog zu entdecken, der den innersten Grund ihrer Partnerschaft offenbart.

Wallstein Verlag, 379 Seiten, 28,00 Euro

John Rawls

Über Sünde, Glaube und Religion

John Rawls hat sich in keinem seiner publizierten Werke systematisch mit Fragen der Religion auseinandergesetzt und auch darüber, wie er es persönlich mit dem Glauben hält, stets Diskretion bewahrt. Wenig überraschend also, dass der Autor der Theorie der Gerechtigkeit zeitlebens als "religiös unmusikalisch" galt. Nach Rawls' Tod wurden jedoch zwei Texte entdeckt, die zu einer gründlichen Revision dieses Bildes zwingen: seine "Senior Thesis", 1942 eingereicht an der Philosophischen Fakultät der Universität Princeton, sowie ein kurzer, sehr persönlicher Text aus den neunziger Jahren.Kommentiert von Joshua Cohen, Thomas Nagel, Robert Merrihew Adams. Übersetzt von Sebastian Schwark

Suhrkamp Verlag, 342 Seiten, 26,90 Euro

Jacques Derrida

Das Tier, das ich also bin

Die Frage nach dem Tier ist für Derrida stets von großer Bedeutung gewesen und in vielen Texten präsent. Der von Marie-Louise Mallet posthum zusammengestellte Band versammelt die vier Teile eines langen Vortrags, den Jacques Derrida 1997 auf einem ihm gewidmeten Kolloquium zum Thema L Animal autobiographique in Cerisy-la-Salle gehalten hat.

Passagen Verlag, 275 Seiten, 38,00 Euro

Raphael Gross

Anständig geblieben

Nationalsozialistische Moral

Ehre, Treue, Schande und Kameradschaft: Gross stellt in diesem Buch erstmals eine moralhistorische Perspektive auf die NS-Geschichte vor. Er zeigt, dass erst ein System von gegenseitig eingeforderten moralischen Gefühlen und Tugenden die Begeisterung der deutschen Bevölkerung für die nationalsozialistische Volksgemeinschaft ermöglicht hat. Politische Reden, Schulbücher und ebenso der scheinbar apolitische Unterhaltungsbetrieb waren von dieser Moral geprägt. Gross zeigt in seiner Darstellung, dass diese von vielen getragene, verbrecherische NS-Moral nach der militärischen Niederlage 1945 nicht plötzlich verschwunden ist.

S. Fischer Verlag, 277 Seiten, 19,95 Euro

Jonathan Safran Foer

Tiere essen

Angeregt durch seine Vaterschaft, stellte sich der Gelegenheitsvegetarierer Safran Foer die ernsthafte Frage nach unserer gegenwärtigen Ernährung und ihren weitreichenden Konsequenzen. In "Eating animals" verarbeitet er seine Odysee von traditionellen Bauernhöfen über die industrielle Tierproduktion bis zum Schlachthof zu einem kritischen Sachbuch über unseren Fleischkonsum.Übersetzt von Isabel Bogdan, Ingo Herzke und Brigitte Jakobeit

Verlag Kiepenheuer & Witsch, 399 Seiten, 19,95 Euro

Besondere Empfehlung des Monats Dezember 2010 von Eike Gebhardt:

Joseph Roth

Juden auf Wanderschaft

Hier entfaltet Roth seine große Sprachkunst, beginnt seine Schilderung im osteuropäischen "Shtetl" und folgt den Spuren der Juden in die westlichen Metropolen und nach Amerika, hellsichtig deutet er die Spannungen zwischen orthodoxen Ostjuden und assimilierten Juden im Westen. Roths politischen Vorahnungen liegen vielschichtige Charakterstudien zugrunde, seine Argumentation ist induktiv und seine aphoristischen Einsichten sind so spontan wie besonnen, so präzise wie mitfühlend.Illustrierte Ausgabe

Christian Brandstätter Verlag, 143 Seiten, 29,90 Euro

Die Jury

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