Sanders hofft auf Superdelegierten-Stimmungsumschwung

Meinungsumfragen bescheinigen dem Senator beim Antreten gegen Republikaner bessere Chancen als Clinton - Trump droht Saudi-Arabien

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Bei fünf der sechs Vorwahlen in der letzten Woche gewann bei den Demokraten nicht die Favoritin Hillary Clinton, sondern der Außenseiter Bernie Sanders, der nur Kleinspenden annimmt und den Amerikanern verspricht, die Verantwortlichen für die Finanzkrise 2008 zumindest steuerlich zur Verantwortung zu ziehen.

In allen diesen fünf Bundesstaaten gewann Sanders mit deutlichem Vorsprung: In Utah mit 79,3 Prozent, in Iowa mit 78,1, in Alaska mit 81,6, in Washington mit 72,7 und in Hawaii mit 69,8 Prozent. Der letzte Sieg ist insofern bemerkenswert als er zeigt, dass der 74-Jährige, der gegen die Parteimaschine der Demokraten Bürgermeister, Abgeordneter und Senator wurde, auch in Bundesstaaten mit hohem nichtweißen Wähleranteil siegen kann, wenn ihn wichtige örtliche Politiker unterstützen. In Hawaii, wo knapp 40 Prozent der Bewohner von Asiaten und zehn von Ureinwohnern abstammen und wo ein weiteres knappes Viertel gemischter Herkunft ist, war das die indischstämmige Veteranin und Abgeordnete Tulsi Gabbard, die befürchtet, dass Clinton ihre Regime-Change-Vorhaben noch nicht aufgegeben hat, auch wenn sie aktuell beteuert, ihre Ja-Stimme zum Einmarsch in den Irak sei ein Fehler gewesen.

Seattle, die Metropole des US-Bundesstaates Washington, den Sanders mit 72,7 Prozent gewannt. Foto: Rattlhed at English Wikipedia. Lizenz: Public Domain.

In New York, Kalifornien und Pennsylvania, den drei wichtigsten noch ausstehenden Vorwahlstaaten, fehlt Sanders solch eine Unterstützung aus dem Parteiapparat heraus bislang. Hinzu kommt, dass dort nicht in zeitaufwendigen Caucus-Verfahren, sondern an der Urne abgestimmt wird. Bei den bisherigen Vorwahlen zeigte sich, dass Clinton bei Wahlen nach diesem Verfahren tendenziell im Vorteil ist, weil daran mehr ältere Wähler teilnehmen, die sich ihre Meinung über das Fernsehen und die Parteimaschine bilden. In Umfragen führt Clinton derzeit in New York mit 71, in Pennsylvania mit 53 und in Kalifornien (wo noch 11 Prozent der Vorwähler unentschieden sind) mit 48 Prozent.

Dass sie bessere Chancen auf eine Nominierung als Kandidatin der Demokraten hat, liegt aber vor allem an den 712 bis 719 "Superdelegierten" - den Funktionären und Amtsträgern, die beim Nominierungsparteitag neben den etwa 4050 regulären Delegierten mit abstimmen dürfen. Von diesen Superdelegierten werden Clinton einmal mehr und einmal weniger zugerechnet - das liegt unter anderem daran, dass sie sich nicht immer sehr klar für die Kandidaten erklärt haben und ihre Meinung jederzeit ändern dürfen. CNN rechnet der Ex-Präsidenten-Gattin derzeit 482 Superdelegierte zu.

Theoretisch sollten Superdelegierte für den Kandidaten stimmen, von dem sie sich die größten Vorteile für die Partei erwarten. Darauf setzt Sanders nun, wenn er auf Umfragen verweist, nach denen er im direkten Vergleich nicht nur gegenüber Trump, sondern auch gegenüber anderen noch möglichen republikanischen Kandidaten deutlich besser abschneidet als die ehemalige Außenministerin (vgl. Umfrage: Sanders würde gegen republikanische Kandidaten erfolgreicher sein als Clinton).

Deshalb, so Sanders, sollten sich die Superdelegierten "die Realität ansehen" und sich gut überlegen, welcher der beiden Präsidentschaftsbewerber anderen demokratischen Amts- und Mandatsbewerbern mehr Schwung bei den gleichzeitig mit den Präsidentschaftswahlen am 8. November stattfinden Kongress-, Gouverneurs- und anderen Wahlen verleihen kann. Dieser Schwung könnte unter anderem daher kommen, dass Sanders Personen zum Gang zur Urne motiviert, die sonst zu Hause bleiben - und die bei den andern Abstimmungen tendenziell eher für einen Republikaner als für einen Demokraten stimmen. Darauf, dass die Wahlbeteiligung mit ihm steigt, deuten deutlich höhere Beteiligungen bei den bisherigen Vorwahlen hin.

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