Sarkozy: Der frühere Präsident kündigt seine Rückkehr an

"Das Land ruft und der Retter kommt durch die kleine Tür"

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Nach der Wahlniederlage gegen Hollande 2012 trat Nicolas Sarkozy mit großer Emphase von der Politik zurück; später ließ er verlauten, dass er zurückkehren würde, wenn "das Land ihn rufe". Nun kündigt er auf Facebook seine Rückkehr in die Politik an, "nach langer Überlegung".

Vor einem Jahr noch, kommentiert Le Monde etwas süffisant, habe er beteuert, dass die "kleine Politik" für ihn vorbei sei. Damit wolle er sich nicht beschäftigen. Eine Rückkehr käme eben nur "von oben " in Frage", ähnlich wie 1958 de Gaulle, der in der Algerienkrise mit einem starken populären Rückhalt zurück an die Macht kam. Er habe die Strategie einer "stratosphärischen Rückkehr" im Sinn, äußerte sich Sarkozy im Januar dieses Jahres gegenüber der Zeitung.

Auch jetzt hat er große Worte - Frankreich sei ohne Hoffnung und müsse sich neu erfinden - und bietet sich als Retter an, aber er muss durch "die kleine Tür", wie Le Monde schreibt. In Deutschland wäre die entsprechenden Metapher: die Mühen der Ebene. Gemeint ist , dass sich Sarkozy in der UMP erst als Präsidentschaftskandidat durchsetzen muss.

Zwar gibt es dort ein Lager von Sympathisanten, so haben sich schon einige Persönlichkeiten der Partei, wie Copé, in der jüngsten Zeit für Sarkozy ausgesprochen, aber es gibt auch Gegner. Vor allem das Lager um Alain Juppé, früher Regierungschef unter Präsident Sarkozy. Juppé meldete im August seine eigene Kandidatur an und seine Aussichten sind gar nicht schlecht. Er ist beliebt und anders als Sarkozy muss er auch keine Mühen und Kräfte darauf verwenden, sich gleich aus mehreren Skandalen herauszuwinden (vgl. Sarkozy: Politisches Comeback "Nein! Doch! Oh!").

Sarkozy setzt, wie schon in der Vergangenheit, auf persönliche Wirkung. Ein ausgearbeitetes neues Programm bietet er nicht, er ist das Programm. Er wolle die Kluft zwischen Rechts und Links überwinden, dies ist die einzige pronocierte politische Programmzeile, die vonseiten Le Mondes erwähnt wird. Die Zeitung mag ihn nicht, kein Wunder, ließ er sie doch während seiner Amtszeit überwachen. Ein Vorwurf, den Sarkozy allerdings bestreitet.

Wie groß die Begeisterung der Franzosen für die Rückkehr Sarkozys ist, ist nicht leicht einzuschätzen. Nach der Präsidentschaftswahl 2012 gab es eine Übereinstimmung darin, dass die Wähler weniger für Hollande gestimmt hätten als gegen Sarkozy. Nun baut der frühere Präsident, der mit gut bezahlten Vorträgen nicht wenig Geld verdiente, sich aber anscheinend "unter Wert" beschäftig fühlte, dass sich die Stimmung geändert hat, gegen Hollande. Wie Sarkozy nun gegen Marine Le Pen Punkte sammeln wird, dürfte interessant werden, war Sarkozy früher berüchtig dafür, dass er in ihrem Lager auf Stimmenfang ging.