Schachern um deutsches Digital-TV

In die Verhandlungen um das Digital-TV im Kabelnetz kommt wieder Bewegung.

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Zahlreiche Fragen müssen bezüglich des Digitalen Fernsehens in Deutschland noch geklärt werden. Einzelne Länder sprechen sich immer noch gegen Digital-TV im Kabel aus. Die Deutsche Telekom besteht weiterhin auf einem Freischaltungsentgelt, kommt jedoch dem Digital-TV-Konzept der ARD entgegen. Jeder Beteiligte will sich sein Scheibchen abschneiden.

Anläßlich der Medientage München am 14. Oktober sprachen sich Landesverter aus Brandenburg, Bremen, Hessen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Schlesweig-Holstein gegen die Verbreitung von Digital-TV im Kabel aus. Noch sei ein chancengleicher und diskriminierungsfreier Zugang aller potentieller Anbieter nicht gewährleistet, die Bedingung einer "programmanbieter-neutralen Kabelplattform" noch nicht geboten. Auch seien die medienrechtlichen Voraussetzungen noch nicht erfüllt, kritisierten die Vertreter in einer Erklärung. Sie sprachen sich ebenfalls gegen "Versuchszulassungen" von DF1 und Premiere aus.

Bereits Mitte September hatten Premiere und DF1 eine Lizenz zum versuchsweisen Einspeisen des gemeinsamen Digital-Programms für Hamburg und Bayern erhalten. Hessen, Rheinland-Pfalz, Saarland, Sachsen, Thüringen und Bremen erteilten den Sendern in Folge ebenfalls Zulassungen.Die bereits beantragten Pilotlizenzen für Nordrhein-Westfalen und Baden-Württemberg sind noch nicht entschieden. Nach Angaben von Rainer Hochstein, Vorsitzender der Direktorenkonferenz der Landesmedienanstalten (DLM) will man ab Anfang 1998 auch in den anderen Bundesländern mit der Einspeisung ins Kabelnetz beginnen.

Ungeklärt ist noch die Kooperation von Telekom und dem Verband Privater Kabelnetzbetreiber (ANGA). Beide wollen noch vor dem Weihnachtsgeschäft zu einer Einigung kommen. Die ANGA-Mitglieder verlangen für den Vertrieb und das Marketing der d-box von der Telekom pro Haushalt Einspeisegebühren von 15 Pfennig im Monat. Von etwa 17 Millionen angeschlossenen Kabelaushalten gehören nur 5,5 Millionen der Telekom, 7,5 Millionen den ANGA-Mitgliedern und weitere 4 Millionen den Wohnungsbaugesellschaften und kleineren Netzbetreibern. Falls die Verhandlungen der Telekom mit den alternativen Netzbetreibern scheitern, wird die potentielle DF1/Premiere-Kundschaft auf circa 3,8 Millionen Haushalte sinken.

Zwar besteht die Deutsche Telekom weiterhin auf ein Engelt zur Deckung ihres Kabelnetzausbaus, doch noch ist keine entgültige Entscheidung über die Modalitäten gefallen. Die Telekom plant alle digitalen Programme verschlüsselt ins Kabel einzuspeisen. Eine Freischaltung erfolgt dann nur gegen ein entsprechendes Freischaltungsentgelt. Gegen diese Pläne haben die öffentlich-rechtlichen Sender beim Mediengipfel am 9. Oktober in Mainz protestiert, da nicht nur die Nutzer von Pay- sondern auch die von Free-TV-Programmen zahlen müßten.

Im Streit um den Einsatz des Digital-Decoders d-box ist die Telekom Kirch, Bertelsmann (CLT-UFA) und der ARD einen Schritt entgegen gekommen. Bereits im März und nicht wie zunächst anvisiert Ende 1998 soll die ARD über ihren elektronischen Programmführere (EPG) mit einer neuen Version der d-box verfügen können. Die ARD hatte stets kritisiert, daß ihr Konzept mit einem EPG, der Programmvernetzung und des digitalen Lesezeichens auf der d-box nicht funktioniert. Hauptkritikpunkt ist, daß das "proprietäre" System mit einer schon heute "veralteten" Technik arbeite und mit anderen europäischen Systemen nicht kompatibel sei. Die ARD fordert weiterhin ein "zukunftsoffenes System". Sie befürchtet, daß mit der d-box Anbieter von Free-TV im digitalen TV-Markt "ausgebremst" werden sollen.