Schon wieder eine chinesische Mai-Offensive?

Ein geheimer Bericht warnt vor chinesischen Cyberwar-Plänen gegen die USA und Taiwan

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Schon letztes Jahr hatte man nach den virtuellen Scharmützeln von chinesischen und amerikanischen Hackern von einer "Mai-Offensive" gesprochen, die drohen soll. Damals hatten dann - angekündigt auch als "World Cyberwar I" oder als "Hackerkrieg" - doch eher die amerikanischen Cyberaktivisten zugeschlagen und Webseiten überschreiben. Insgesamt war es aber nur wieder einmal ein von den Medien hochgespielter "Cyberwar". Dieses Jahr aber warnt nicht nur die CIA vor Cyberangriffen von Hackern auf US-amerikanische und taiwanesische Netzwerke, sondern unterstellt auch, dass dahinter die chinesische Regierung stünde.

Angefangen hatte die Cyber-Auseinandersetzung ausgerechnet am 1. April letztes Jahres, als ein chinesischer Pilot mit seiner Maschine beim Zusammenprall mit dem einem amerikanischen EP3-Spionageflugzeug abstürzte. Das Hightech-Aufklärungsflugzeug musste notlanden und geriet so mitsamt Besatzung in die Hände der Chinesen. Die Besatzung durfte zwar nach kurzer Zeit in die USA zurückkehren, das Flugzeug wurde aber wohl ausgiebig untersucht, angeblich hätten das chinesische Militär aber nichts Brisantes entdecken können, weil die Systeme und Daten zerstört worden wären, bevor jemand das Flugzeug nach der Landung betreten konnte.

Die politischen Spannungen, die aus diesem Vorfall resultierten, spiegelten sich auch im Internet. Der Pilot Wang Wei wurde zum Helden erklärt (Update: Massenandrang an virtuellem Grab), in Internetforen wurde zum Krieg gegen die Amerikaner aufgerufen "First Kill the 24, then kill Little Bush!"). Es bildete sich die "Hacker Union of China" bzw. "Honker Union" oder die "Chinese Red Guest Network Security Technology Alliance", zum Protest wurden amerikanische Webseiten mit Parolen überschrieben, worauf amerikanische Hacker auf ähnliche Weise antworteten (Erster Schlagabtausch zwischen amerikanischen und chinesischen Crackern). Dann kamen Ende April Informationen auf, die vornehmlich von US-Sicherheitsfirmen stammten, dass die chinesischen Cracker massiv amerikanische Seiten und auch Websites der Regierung angreifen wollten (Banges Warten auf den Cyberwar ....). Doch schließlich mussten selbst die aufgeregten Medien eingestehen, dass der angekündigte Cyberwar ausgeblieben ist (Der World Cyber War I entpuppt sich als heiße Luft).

Seitdem kam der 11.9., es erfolgte eine gewisse Annäherung zwischen den USA und China, auch im Kampf gegen den Terrorismus sah man eine Einigkeit, schließlich geht auch China scharf gegen die muslimischen Uiguren in der Provinz Xinjiang (Der chinesische Kampf gegen den Terrorismus). Gleichwohl schwelt der Konflikt zwischen den beiden Mächten weiter - und erst unlängst stellte sich heraus, dass das Pentagon auch den Einsatz von Atomwaffen erwägt, sollte es über Taiwan zu militärischen Konflikten mit China kommen (Pentagon plant Nuklearkrieg und den Einsatz taktischer Nuklearwaffen).

Die Los Angeles Times berichtet nun, sie habe einen geheimen CIA-Bericht erhalten, in dem davon ausgegangen wird, dass das chinesische Militär sich auf einen umfassenden Angriff auf amerikanische und taiwanesische Computersysteme vorbereite. Zudem wurden die US-Behörden vor Angriffen von chinesischen Studenten gewarnt. Die größte Gefahr gehe gegenwärtig, so der Bericht, "von der nichtstaatlichen Hacker-Community" aus. Besonders gewarnt wird davor, dass im Frühling während der Semesterferien derartige Angriffe stattfinden könnten, beispielsweise um den Jahrestag des Absturzes des chinesischen Piloten. Der 1. April aber ging ohne irgendwelche Vorkommnisse vorüber, weswegen andere Experten wie die von Idefense, die von Berufs wegen die Angst vor möglichen Cyberangriffen schüren, auch noch den 1. Mai, den Nationaltag der chinesischen Jugend am 4. Mai oder den Jahrestag der Bombardierung der chinesischen Botschaft in Belgrad am 8. Mai als mögliche Termine anführen. Allerdings habe man keine konkreten Hinweise ..

Auch die CIA kann offenbar keine wirklichen Beweise für eine aktive Rolle der chinesischen Regierung beim letztjährigen "Cyberwar", aber man geht von einer stillschweigenden Unterstützung aus. Überdies versuche das chinesische Militär Möglichkeiten zu entwickeln, wie es durch Angriffe oder Viren amerikanische und taiwanesische Computersysteme lahm legen könne. Noch seien die Chinesen allerdings dazu nicht in der Lage, stellt angeblich der CIA-Bericht fest: "Die Volksbefreiungsarmee hat noch nicht die Fähigkeit, ihr beabsichtigtes Ziel auszuführen, die zivilen und militärischen taiwanesischen Infrastrukturen oder die militärische Logistik der USA durch Angriffe mit Computerviren zu stören." Bislang könne man nicht mehr als normale Hacker machen und Computersysteme über das Internet nur zeitweise lahmlegen. Gefährdet seien auch militärische Computersysteme, die am Internet hängen, wirklich wichtige Systeme sind aber sicher vor Crackern und Viren.

Auf welche Beweise sich der Bericht stützt, geht aus ihm nicht hervor, berichtet die LA Times Allerdings soll im nächsten Monat ein Bericht der Rand Corp. veröffentlicht werden, in dem angeblich aufgrund von Belegen das chinesische Ministerium für Öffentliche Sicherheit mindestens an einer der Angriffsserien vom letzten Jahr beteiligt gewesen sein soll - und zwar gegen eine Webseite der Sekte Falun Gong.