Schon wieder eine neue Krise!

Im Irak geht keiner mehr ins Kino

Zumindest für viele irakische Kinobesitzer scheint der Krieg richtig dumm gelaufen zu sein. Nach 16 Tagen Zwangspause wurde nach einem Bericht der Agentur Reuters jetzt im südirakischen Basra ein Lichtspielhaus wiedereröffnet ­ und kaum einer wollte die ersten Vorstellungen sehen. Dabei war noch unter Saddam Husseins Regime Kino vor allem bei den Männern eines der beliebtesten Freizeitvergnügungen und besonders gut kamen so genannte "romantische Filme" an, deren Romantik allerdings vorwiegend darin bestand, dass sich leicht oder kaum bekleidete Damen auf der Leinwand räkelten.

Zwar war diese softpornografische Form der Romantik auch unter Husseins Herrschaft eigentlich verboten, doch wo ein Wille war, da war auch ein Weg und der hieß damals eben Bestechung. Doch die korrupten staatlichen Zensoren sind inzwischen mit ihrem Staat verschwunden und ihren Job haben - wenn auch inoffiziell - strenge schiitische Religionswächter übernommen. Irgendwelche Nacktszenen werden von ihnen nicht geduldet und selbst Leinwandküsse nicht toleriert. Wer als Kinobesitzer gegen diese recht unromantischen Auflagen verstößt, dem droht im schlimmsten aller Fälle ein ähnlich böses Schicksal wie den beiden Spirituosenhändlern, die trotz Drohungen weiter Alkohol verkauft hatten und daraufhin in ihren Läden erschossen wurden.

Weil man bekanntlich mit religiösen Fanatikern jeglicher Couleur schlecht Kirschen essen und über Romantik sowieso nicht diskutieren kann, verzichtet der von Reuters befragte Kinobesitzer Mohammed Hazim lieber auf romantische Nacktheit und zeigt stattdessen bejahrte arabische Filme sowie alte amerikanische Actionstreifen. Da die aber kaum einer in Basra sehen möchte, bleibt die Leinwand zwar dort erst einmal "sauber", aber Hazim auf seinen Karten sitzen. Und daher ist zumindest für viele irakische Kinobesitzer der Krieg richtig dumm gelaufen.