Scour Exchange ist wieder da

Die Tauschbörse wagt einen Neustart mit lizenzierten Inhalten

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Scour Exchange war einmal der größte Napster-Konkurrent. Nun erlebt die Tauschbörse ihre Wiederauferstehung: legal, mit Kopierschutz und stark eingeschränktem Angebot. Für Scours neuen Besitzer ist das Projekt dennoch ein Erfolg.

Als Napster mit Filmen wurde Scour Exchange Anfang 2000 berühmt. Millionen von Tauschbörsen-Fans nutzten das Angebot, um neben Musik und Programmen auch aktuelle Hollywood-Streifen zu tauschen. Scour wurde in kurzer Zeit zur zweitgrößten Tauschbörse nach Napster - und handelte sich prompt Klagen der Motion Picture Association of America (MPAA) und der RIAA ein. Daraufhin wurde der Hauptinvestor - ironischerweise ausgerechnet ein ehemaliger Hollywood-Magnat - unruhig, zog sich aus bestehenden Finanzierungszusagen zurück und ließ Scour pleite gehen.

Scours zweite Chance begann, als Centerspan im Dezember 2000 die Firma übernahm. Knapp sechs Monate später wurde die erste komplett legale Beta-Version auf den Markt gebracht. Der Start eines kostenpflichtigen Angebots mit Premium-Inhalten der großen Plattenfirmen sollte wenig später erfolgen. Doch wie auch im Falle von Napster wollten die Plattenfirmen offenbar davon nichts wissen.

Centerspan hat nun dennoch den Schritt zum Neustart gewagt. An Stelle von kostenpflichtigen Inhalten bietet Scour nun ein buntes Sammelsurium von Filmen und Songs, für die offenbar günstig Lizenzen aufgetrieben werden konnten. Ein paar Skateboard-Shows, einige Filmtrailer, etwas Werbematerial des US-Fernsehsenders NBC und ein paar Songs von den Might Be Giants - Überraschungen gibt es keine. Gründe, dafür Angebote wie Edonkey oder Gnutella links liegen zu lassen, auch nicht.

Dafür läuft die Software ziemlich anständig, und die Downloads landen in Rekordgeschwindigkeit auf der eigenen Festplatte. Für Centerspan ist damit der Relaunch bereits ein Erfolg. Zwar beteuert die Firma nach außen immer noch gerne, dass man fieberhaft an ganz großartigen Lizenz-Abkommen für Scour arbeitet. Tatsächlich ist die Tauschbörse aber längst nur noch ein Demonstrationsobjekt für die eigene Peer-to-Peer-Technologie namens CStar One.

Scours Entwicklung ist typisch für das Grunddilemma, mit dem sich zahlreiche Tauschbörsen-Betreiber konfrontiert sehen: Wie lässt sich mit einem dezentralen Angebot Geld verdienen? Viele von Napsters Nachfahren haben sich dabei auf eher zwielichtige Methoden eingelassen. So hat die Tauschbörse KaZaA unlängst Software auf den Rechnern ihrer Nutzer installiert, die in den nächsten Tagen ein eigenes Distributed Computing-Netzwerk bilden soll. Rechenzeit und Festplatten-Speicher der KaZaA-Nutzer werden dann von der US-Firma Brilliant Entertainment weiterverkauft (Die große KaZaA-Verschwörung).

Centerspan geht dagegen einen anderen Weg, den auch viele andere Peer-to-Peer-Pioniere mittlerweile eingeschlagen haben: Von der Content-Plattform zum Infrastruktur-Anbieter. So will CStar One beispielsweise Streaming Media-Firmen mit Peer to Peer-Technologie zu geringeren Bandbreiten-Kosten verhelfen. Ähnliches hat übrigens auch Travis Kalanick vor, der Scour ursprünglich gegründet hat. Seine Firma Red Swoosh hat sich ebenfalls auf Peer-to-Peer-Content Delivery spezialisiert. Nur an das Modell der kostenpflichtigen Tauschbörse will offenbar außer Napster niemand mehr glauben.