Sellafield MOX-Anlage produzierte seit Jahren praktisch keine Brennstäbe

Die britische Regierung setzt auf den Ausbau der Kernenergie, aber die Probleme mit den vorhandenen Anlagen und der Entsorgung arbeiten den Kritikern zu

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Während die Kosten für die Entsorgung der alten Atomkraftwerke weiter in die Höhe schießen, plant die britische Regierung den Bau von neuen Atomkraftwerken. Sie sollen zwar ohne direkte staatliche Finanzhilfen gebaut werden, bei der Entsorgung müssen aber die Steuerzahler dann doch einspringen. Das macht die Kostenrechnungen unrealistisch. Kritikern der Atompolitik dürfte nun zudem die Erkenntnis dienen, dass die für über 600 Millionen Euro erbaute Sellafield MOX-Nuklearanlage seit Jahren praktisch stillliegt.

Sellafield MOX-Nuklearanlage. Bild: Sellafield Ltd.

Ende Februar musste der britische Energieminister Malcolm Wicks vor einem Parlamentsausschuss einräumen, dass die 1997 fertig gestellte Anlage, die 2001 ihren Betrieb aufgenommen hat, eigentlich noch nichts produziert hat. Die Verzögerung kam dadurch zustande, dass Messprotokolle für die Qualitätssicherung gefälscht wurden. Man hatte einfach alte Protokolle verwendet und immer wieder kopiert. Die japanische und die deutsche Regierung verhängten einen Importstopp.

Sellafield-Anlage. Bild: Sellafield Ltd.

Die Atomanlage auf dem Sellafield-Gelände wurde erbaut, um Mischoxid- bzw. MOX-Brennstäbe aus Uran und einigen Prozent Anteilen von Plutonium, auch aus militärischen Beständen, für Atomkraftwerke herzustellen. Das Material kommt aus der Wiederaufbereitungsanlage THORP (Thermal Oxide Reprocessing Plant), die sich ebenfalls auf dem Sellafield-Gelände befindet und geschlossen wurde, nachdem 2005 radioaktives Material aus einer Leitung ausgetreten ist und bei den Sicherheitsvorkehrungen geschlampt worden war.

Jährlich sollten in der Sellafield MOX-Nuklearanlage ursprünglich 120 Tonnen MOX-Brennstäbe bzw. –Tabletten hergestellt werden. Dann hat man 2001 die Leistung schon einmal auf 71 Tonnen pro Jahr gesenkt. Faktisch wurde zwischen 2002 und 2004 nichts produziert, 2004-2005 gerade einmal 0,3 Tonnen, 2005-2006 2,3 Tonnen und 2006-2007 2,6 Tonnen.

Die Betreiber der Atomanlage, die British Nuclear Group (BNG), hat zwar gesagt, dass eine Reihe von technischen Verbesserungen vorgenommen worden sei, aber musste eingestehen, dass auch seit 2007 aufgrund unterschiedlicher Probleme nicht produziert werden konnte. Die BNG musste für ihre Kunden, beispielsweise in der Schweiz, MOX-Brennstäbe von funktionierenden Anlagen in Frankreich und Belgien kaufen.