Simulation des menschlichen Lebens?

Die PC-Puppenstube "Die Sims"

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Wäre die Planung dieser neuen Lebenssimulation nicht schon seit Jahren bekannt, käme man glatt auf die Idee, dass hier Big Brother seine Finger mit im Spiel hat. Nach der Städtebauplanung "Sim City" in mehreren Versionen und dem Vergnügungspark "Sim Theme Park" stellt Maxis aktuell Die Sims vor. Endlich kann man Einfluss auf das Innenleben der Häuser nehmen.

Bislang galt als Prinzip der stundenlangen Planungsphasen am PC, möglichst gut funktionierende Städte aufzubauen. In der Rolle eines Bürgermeisters durfte man den Straßenverlauf und die Baugebiete für private Häuser, Gewerbe- und Industriegebiete festlegen. Zur Sicherheit der Stadt musste man Polizei- und Feuerwehrstationen planen. Über den Steuersatz konnte man die Attraktivität der Stadt entscheidend mit beeinflussen. In späteren Versionen kamen dann noch neue Aufgabengebiete wie Wasserversorgung oder Müllentsorgung ebenso wie die U-Bahnplanung hinzu. Sim City, Sim City 2000 und auch Sim City 3000 wurden immer begeistert von den Computerspielern aufgenommen. Zur Spielkontrolle hatte der Hersteller Maxis jede Menge statistische Auswertungen eingebaut. So wurde die wachsende Kriminalität ebenso wie die Umweltvergiftung bewertet.

Bei den "Sims" darf man jetzt in der Rolle eines Familienoberhauptes eine Familie gründen und diese in ein Haus einziehen lassen. Die Darstellung wird langjährige Computerspieler bestimmt an das für den C64 erschienene Spiel "Little Computer People" erinnern. Ab jetzt hat man viele Pflichten, denn es gilt die Wohnung einzurichten, einen Job zu finden oder zu kochen. Es finden sich über 150 verschiedene Einrichtungsgegenstände wie Badewannen, Swimmingpools, Billardtische oder riesige Fernsehbildschirme. Selbst an Details wie Toiletten ist gedacht worden.

Doch wer meint, dass damit die Sims schon zufrieden gestellt sind, irrt sich gewaltig, denn Blumenbeete müssen ebenso bepflanzt wie Rechnungen bezahlt werden. Die Verantwortung ist aber auch nicht zu leichtfertig zu tragen, denn die Sims einfach vor den Fernseher zu setzen, bietet ihnen eben keine sozialen Kontakte und sofort beschweren sich die Familienmitglieder. Die Freaks haben auch schon zugeschlagen, denn über ein Patch erscheinen die Sims auch schon mal nackt.

Zu Beginn des Spiels kann man entweder die mitgelieferten Charaktere benutzen oder entwirft eigene Persönlichkeiten. Dazu stehen verschiedene Grundeigenschaften wie Geschlecht, Hautfarbe oder Aussehen zur Wahl. Demnächst wird wohl auch ein Tool erscheinen, mit dem man sein eigenes oder die Gesichter der realen Familienmitglieder mit in das Spielgeschehen auf dem Bildschirm einfließen lassen kann. Insgesamt können - rollenspielähnlich - bis zu 25 Charakterpunkte für Nettigkeit, Verspieltheit oder Sauberkeit vergeben werden. Diese Charaktereigenschaften haben letztlich Auswirkungen auf das Zusammenleben innerhalb der maximal siebenköpfigen Familie. Hat man die Hauptakteure gewählt, kann man entweder ein fertiges Haus beziehen oder nur ein Grundstück erwerben, um ein neues Haus nach individuellen Vorlieben zu bauen. Gebaut wird per Mausklick: Wände, Fenster und Türen werden ganz einfach eingesetzt. Durch die isometrische Darstellung kann sich der Bauherr jederzeit einen genauen Einblick verschaffen und für Teppiche oder Tapeten im Haus sorgen. Mit dem Landschaftstool kann auch der Garten individuell mit Bäumen, Büschen oder Blumen gestaltet werden.

Umfangreiche Statistiken zeigen - wie in jedem Sim-Spiel - den Zustand der Hausgemeinschaft an. Das ist auch wichtig, denn ein Spielziel kann sich jeder Spieler selbst setzen.

Leider kann man "Die Sims" nur im Single-Modus betreiben. Was hätte man für tolle Möglichkeiten, wenn jedes Familienmitglied von einem Online-Spieler gespielt würde und man sich erst per Chat über die weitere Vorgehensweise verständigen könnte. Solche kooperativen Spiele fehlen leider auf dem Markt. Dafür bietet die Homepage von "Die Sims" ausreichend ergänzende Informationen und einen Chat zum Austausch der neusten Tipps und Tricks. Hier soll wohl auch eine regelrechte Internet-Anbindung der Spieler erfolgen, denn jeden Donnerstag sind entweder Chatpartner anwesend oder es soll ein neues Download bereit liegen. Es fragt sich nur, ob die Macher dieses Versprechen wirklich einhalten können. So war für den 16. Dezember ein Comic angekündigt, doch dieses lässt sich auch heute noch nicht aufrufen oder war es einmal aufrufbar?

Die Gutachter der USK halten das Spiel für geeignet ab sechs Jahren.