Sind Insektencyborgs im Kommen?

Die Darpa lässt weiterhin an "bio-elektromechanischen Schnittstellen" zur motorischen Fernlenkung von Insekten forschen

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Die Darpa, die Forschungsbehörde des Pentagon, fördert gerne exotische Projekte, die viel versprechen, aber nicht nur wie Science Fiction klingen. Schon lange wird das Projekt verfolgt, nicht nur autonome Roboter zu entwickeln, sondern auch fernsteuerbare Insektencyborgs mit implantierten mikroelektromechanischen Systemen (MEMS). Bislang sind die Versuche gescheitert, weil die Tiere die Operationen nicht überstanden haben oder die Implantate schlicht zu groß und schwer waren.

2006 wurde daher das Hybrid-Insect MEMS-Projekt gestartet. Begründet wurde das Projekt damit, dass Menschen schon seit langem Tiere zum Transport und zur Erkundung verwendet haben:

Animal world has provided mankind with locomotion over millennia. For example we have used horses and elephants for locomotion in wars and conducting commerce. Birds have been used for sending covert messages, and to detect gases in coal mines, a life-saving technique for coal miners. More recently, olfactory training of bees has been used to locate mines and weapons of mass destruction.

Aber wie lassen sich Tiere gezielt steuern? Im HI-MEMS-Projekt geht es um neue Ideen, wie sich "bio-elektromechanischen Schnittstellen" zur motorischen Fernlenkung bei Insekten dauerhaft einbauen lassen. Dazu sollen nicht ausgewachsene Insekten operiert, sondern die Schnittstellen zur motorischen Fernsteuerung, aber auch für das Anbringen von Mikrofonen, Kameras oder anderer Sensoren zur Überwachung bereits in der Larven- oder Puppenphase implantiert werden.

Festgelegt wurde freilich, was als erfolgreicher Abschluss gilt: die Insektencyborgs müssen mindestens 100 m im Flug, auf dem Boden oder im Wasser ferngesteuert hinter sich bringen und in die Nähe eines Ziels gelangen, von dem sie Informationen zurücksenden müssen. Das ist anspruchsvoll.

Robert Michelson von der Georgia Tech University, der bereits ein mechanisches Insekt, den Entomopter, entwickelt hat, ist nun ein erster Schritt gelungen. Insekten, in denen mikro-elektromechanische Systeme im Rahmen des Darpa-Projekts implantiert wurden, haben zumindest schon mal überlebt, bis sie erwachsen wurden, berichtet Flight International.

Die Wissenschaftler haben in Mottenlarven "entkernt", um sie leichter zu machen, in dem sie Teile des Brustkorbes entfernten. Ein MEMS wurde dann dort eingepflanzt, wo sich später die Bauchhöhle formen würde. Nach Röntgenbildern ist das Implantat offenbar gut eingewachsen und hat sich Gewebe darum gebildet. Eine der Darpa-Ideen ist, die Wärme und mechanische Energie, die durch Bewegung im Brustkorb entstehen, zur Energieversorgung der MEMS zu nutzen.

So weit ist man allerdings noch lange nicht. Vermutlich ist das ganze Forschungsprojekt absurd. Die Operation und die Implantate führen dazu, dass die Insekten, die sowieso nicht lange leben, vermutlich schnell sterben oder gar nicht wirklich als "biologische Träger" leistungsfähig sind. So räumte auch Michelson auf einer Konferenz ein, dass die Implantation sehr arbeitsintensiv sei und, falls die Insektencyborgs tatsächlich funktionsfähig und fernsteuerbar wären, vermutlich schon gestorben sind, bevor sie gebraucht werden.