Soziale Unruhen, Asteroiden, schmutzige Bomben, Vulkanausbrüche: Zurück in die Höhle

Eine - natürlich - kalifornische Firma bietet den Katastrophenliebhabern den Bau unterirdischer Schutzräume für mehrere tausend Menschen an

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Es kann immer viel passieren. Die Angst, dass das Ende nahe ist, hat die Menschen schon lange begleitet. Während man aber früher – und manche der religiös Gesinnten noch immer – auf die göttliche Rettung der Auserwählten setzte, indem man sich mental aufrüstet. Profanere Geister wollen dagegen ihr körperliches Überleben schützen. Dazu muss man sich nicht nur verstecken, sondern man zieht sich am besten in eine künstlich armierte Höhle weit unter dem Erdboden zurück. Von der Stadtmauer über den Bunker ist man spätestens seit der Atombombe in einer Höhle gelandet, in der man wie in einem Raumschiff, das unterwegs zu einem anderen Planeten ist, langfristig und autonom überleben kann.

Alle Bilder: Vivos

Offenbar ist nach dem Höhepunkt des Kalten Kriegs mit dem fragilen Gleichgewicht des Schreckens wieder die Angst vor dem Weltende oder Armageddon gewachsen. Gründe gibt es genug: Klimakatastrophen, Erdbeben, Vulkanausbrüche, Überschwemmungen, die schmutzige Bombe, Anschläge mit biologischen Waffen, Bürgerkriege oder vielleicht sogar erhöhte Sonnenaktivität (obgleich die Sonne gerade zu schlafen scheint), Einschläge von Asteroiden oder die Wiederkehr des Planeten Nemesis. Jeder kann da etwas finden. Also bietet die kalifornische Firma Vivos für alle möglichen Untergangsszenarien und Ideologen dieselbe profitable Lösung an: große unterirdische Bunker, in denen 3.400 Menschen ein Jahr lang überleben könnten (was eigentlich aber ziemlich kurz ist). Und Vivos spielt mit dem angeblichen Maya-Untergangsszenario am 21. Dezember 2012, das gerade noch 977 Tage Zeit bis zur Katastrophe lassen würde. Man muss sich also schnell entscheiden, ob man in die Zukunft investieren will.

Zwar ist die Katastrophe national oder global, die Rettung ist dagegen privatwirtschaftlich und für eine verschworene Gemeinschaft, die für ihre Rettung investieren muss. Finden sich eben die 3.400 Menschen, von denen jeder schlappe 32.000 US-Dollar bis 2011 einzahlt, dann bietet Vivos angeblich ab 2012 Überlebensvorsorge. Gedacht sind ineinander verschachtelte Schutzräume von jeweils 1.700 Quadratmeter für jeweils bis zu 200 Personen in 10 kreisförmig angelegten Trakten um eine zentrale zweistöckige Kuppel, alles soll eine 50-Megatonnen-Explosion in einem Radius von 3 km standhalten. Vorgesehen sind Wohn-, Schlaf- und Badezimmer sowie Küchen, ausgestattet mit Lebensmitteln, Wasser und Medikamenten. Dazu soll es auch noch DNA-Proben von jedem Lebewesen geben.

Weltweit gebe es großes Interesse an den Schutzräumen von Vivos, weswegen man jetzt nicht nur ein Netzwerk den USA, sondern auch in Europa, Lateinamerika, Asien und Australien Projekte realisieren werde. Afrika scheint man bislang verschonen zu wollen. Die Massen würden nicht vorsorgen, das seien immer nur Wenige, mithin die Auserwählten oder diejenigen, die sich selbst auswählen und zu Vivos kommen. Diskriminierung werde es aber nicht geben. Man will möglichst große Vielfalt, eine Arche Noah.

Und letztlich sind die Schutzräume für die kleinen Gemeinschaften der Überlebenswilligen auch Prototypen für "gated communities". Sie werden nicht tief unter dem Erdboden in gebirgigen Gegenden gebaut, sie sind auch gut für die Verteidigung ausgestattet: "mit umfassender Überwachung und Sicherheitsmaßnahmen". Auf jeden Fall sei man hier viel besser gesichert, als wenn sich man auf eigene Faust oder mit einer kleinen Gruppe irgendwo in der Wildnis verschanzt. Passend wird auch die Finanz- und Wirtschaftskrise eingebaut, die die Kluft zwischen Arm und Reich erhöhen und es erforderlich machten könnte, eine wirkliche gated community zu haben:

Following an economic meltdown, the government will not be capable of providing adequate police and social support. Without extreme emergency measures, there will be hunger, sickness, death, and destruction everywhere you turn. Whether you’re going to be faced with gangs, thieves, or even ad-hoc militias, one way or another you will find yourself in a situation that requires years of experience and training in the proper countermeasures to stay alive. Your home and family will not be safe, but rather a target. Your house is practically a sore thumb that anybody can find and break into in order to steal your rations and supplies. Simply stated, anarchy will bring confusion, chaos and disorder that few have ever seen, or know how to deal with. It will be a case of the 'haves' versus the 'have not's'. If you have something of value, others will seek it out and take it, be it: food, water, fuel, gold, or guns…anything that will help someone survive is fair game for them. Even a small light in the dark will be a sign of your whereabouts and a signal that you have something – electricity, batteries, or fuel. Sooner or later, the 'have not's' will arrive to take it.

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