Ständiger Tiefseebewohner Müll

Bild: Pham CK,University of the Azores

Eine internationale Studie hat sich die Meeresgründe des Mittelmeers, des arktischen Ozeans und des Nordost-Atlantik genauer angeschaut

Der folgende Beitrag ist vor 2021 erschienen. Unsere Redaktion hat seither ein neues Leitbild und redaktionelle Standards. Weitere Informationen finden Sie hier.

"Kein Wiederkehren von da!". Die Tiefen der Ozeane haben die althochdeutschen Meeresgedichte zu dunklen Fantasien angeregt. Das Ende der Welt lag für sie im Atlantik, im "Schoß" (parm, gotisch barms Rand, Kante) 1. Eine internationale Studie hat sich den Meeresboden im Atlantik, im arktischen Ozean und im Mittelmeer an einigen Stellen mit neuerer Technik genauer angeschaut und hat am Ende überall den gleichen Schatz im Schoß der Meere gefunden: von Menschen gemachten Abfall.

Sogar in den tiefsten Tiefen der Ozeane finde man Flaschen, Plastiktüten, Fischernetze und andere Art von menschlicher Abfälle, so das Ergebnis der Studie, die heute in PLOS veröffentlicht wird. Der Plastikmüll, die Dosen und die wegworfenen Fischerutensilien wurden überall gefunden, am Boden des Mittelmeers, in den Tiefseegräben der Arktis, am Grund des intensiv befischten Nordost-Atlantik:

Die größten Mengen entdeckten die Experten (...) in der Nähe von Ballungszentren und in den Tiefseegräben. Das sind große Schluchten im Meeresboden, die flachere Zonen mit der Tiefsee verbinden. Durch sie treibt Müll von den Küsten hinab.

SZ

Unser Müll ist überall, stellt das Online-Magazin des Smithsonian in einem Begleitartikel zur Studie fest. Frühere Untersuchungen in anderen Regionen, etwa beim Monterey Canyon vor der Küste Kaliforniens oder in der 1.000 Kilometer und bis zu 7.500 Meter tiefe Tiefseerinne Ryūkyū-Graben haben ebenfalls menschlichen Müll am Grund der Meere gesichtet.

Auch hier wird ein ähnlicher Prozess geschildert. Der Abfall ("14 billion pounds of litter") wird aus den Städten zu den Küsten gebracht, durch Wetter, Wind und Flüsse, oder von Schiffen in der Hochsee über Bord geworfen. Manches sinkt zu Boden und ward nicht mehr gesehen.

Bild: Pham CK,University of the Azores

Mit fast 600 Videoaufnahmen und Schleppnetzproben hat sich die Studie nun darum bemüht, hier Licht ins Dunkel zu bekommen. 32 Gründe in den genannten Meeren wurden anhand der Bodenproben bzw. Videoaufnahmen, die von 1999 bis 2011 datieren, genauer angeschaut. Die 32 Beobachtungsstellen lagen sowohl in Küstennähe wie in der Hochsee, tausende Kilometer von der Küste entfernt, in 35 Meter Tiefe oder 4.500 Meter tief, am Kontinentalrand oder am Kontinentalschelf, auf dem mittelatlantischen Rücken, in Unterwassercanyons, tiefen Bassins, auf Erhöhungen, seichteren Stellen usw. :

Not one site was free of human garbage.

Durchgeführt wurde die Studie von insgesamt 15 Organisationen aus ganz Europa, geleitet wurde sie von der University of the Azores.