Stummes Sterben

Nur noch 10 Prozent aller großen Fische übrig

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Die Titelgeschichte in der heutigen Nature wird von Fachkollegen als "unglaublich wichtiges Paper" eingeschätzt.

Und heute Vormittag hatten schon mehr als 150 englischsprachige Online-Medien das Thema aufgegriffen. Den Helden der Geschichte aber war kein Kommentar zu entlocken. Die meisten von ihnen sind ohnehin gestorben, aber auch die Überlebenden blieben stumm - wie Fische das nun einmal sind.

Man würde denken, dass der Ozean so groß ist, dass es irgendeinen Platz gibt, an dem sie sich verstecken können. Aber egal wo man hinsieht, es ist überall das gleiche. Wir sind einfach zu gut darin, sie zu töten.

Ransom Myers von der Dalhousie University in Halifax

Alle großen Fischarten sind, so das Ergebnis von Myers Analyse, zu 90 Prozent ausgelöscht. Das betrifft sowohl die großen Grundfische wie Kabeljau, Heilbutt, Flunder und Rochen als auch die Tiere des offenen Ozeans wie Marlin, Thunfisch, Schwertfisch und Hai.

Ein Jahrzehnt hat es gedauert, die Daten von Regierungen und Fischereiindustrie aus über 50 Jahren einzuholen, zu sammeln und auszuwerten; überall das Gleiche: Vor ein paar Jahrzehnten noch war das Meer viel reicher und bunter als wir es uns je vorgestellt haben. Und: Wir haben den zerstörerischen Einfluss der Fischerei auf das Ökosystem des Ozeans extrem unterschätzt.

Vom gigantischen Blauen Marlin über den tropischen Zackenbarsch und den antarktischen Kabeljau, das industrielle Fischen hat den gesamten Ozean ausgeplündert. Es gibt keine blaue Grenze mehr. Seit 1950 haben wir die Ressourcen auf weniger als 10 Prozent dezimiert - und das nicht nur in bestimmten Gebieten, nicht nur bei bestimmten Beständen, sondern für die gesamten Populationen dieser großen Fischsorten von den Tropen bis zu den Polen

Ransom Myers

Die große Überraschung ist, dass man bisher immer annahm, es gebe irgendwo noch unberührte Reserven; dem ist nicht so und nur drastische Maßnahmen wie Nationalparks im Meer, in denen das Fischen für immer verboten bleibt, könnten die nahenden Katastrophen verhindern.

Bild: IUCN

The World Conservation Union hat, um in der nassen Welr zu bleiben, übrigens in einer Presseerklärung davor gewarnt, dass viele Meeressäuger, insbesondere Wale und Delfine die kommenden zehn Jahre nicht überleben werden und einen Aktionsplan vorgelegt.