Supermärkte auf heißer Spur

Wärmesensoren erfassen Kundenbewegungen im Supermarkt der nahen Zukunft.

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Supermärkte und Großkaufhäuser waren schon immer sehr daran interessiert, wie sich die Kunden durch ihre Verkaufsräume bewegen. Wissen über Verhaltensmuster hilft ihnen bei der Anordnung der Produkte und zur Vermeidung von Engpässen. Bislang begnügten sich Supermärkte mit sogenannten "Mystery Shoppers", die vorgeben, normale Kunden zu sein, in Wirklichkeit aber jeden Schritt von Konsumenten aufzuzeichnen versuchen. Nun wird am IBM-Forschungszentrum in New York unter dem Codenamen "Footprints" ein neues System entwickelt, das Wärmesensoren nutzt, um die Bewegungen von Konsumenten durch Verkaufsräume zu verfolgen.

Die Grundlage dazu bilden Sensoren, welche die Infrarotstrahlung von Körpern aufnehmen können und an einen Computer zur Auswertung senden. Innovative Software macht es laut IBM möglich, Einkäufer individuell zu verfolgen, ihre Geschwindigkeit und ihre Richtungswechsel nachvollziehen, auch wenn sich die Wege mehrerer Personen kreuzen. Die Echtzeitanalyse dieser Informationen gibt Aufschluss darüber, wie lange z.B. jemand vor einem bestimmten Regal verharrt. Laut IBM ist ein Vorteil des Systems, dass es keine personenspezifischen Daten erfasst und die Privatsphäre nicht verletzt. "Es erfasst Dich einfach als einen warmen Körper und nicht als ein Individuum", sagt Phillip Hobbs, der die Sensorenentwicklung leitet.

Supermärkte erwarten sich von Footprints verbesserte Aufschlüsse darüber, wie Waren im Geschäft angeordnet sein sollen. Zugleich würde das System Verkaufsleitern ermöglichen, nach Bedarf Personal zu bestimmten Bereichen im Geschäft zu schicken und Schlangen an der Kassa rechtzeitig zu erkennen. Doch die Forscher von IBM können sich auch andere Anwendungen vorstellen. So besteht angeblich Interesse aus Deutschland, Footprints zur Analyse von Pendlerströmen auf einem Bahnhof einzusetzen.

Doch auch wenn IBM das System preist, weil es die Privatsphäre schützen würde, so weckt es doch Bedenken, wenn man es in Verbindung mit anderen sogenannten Business-Intelligence-Tools sieht. Die Wissbegierde der Supermärkte ist scheinbar unendlich, was das Shopping-Verhalten ihrer Kundschaft betrifft. Bereits seit Jahren gibt es eine Kooperation zwischen IBM und der britischen Kette Safeways.

Mike Inch, IT-Leiter von Safeways, preist die Vorzüge von Information Warehousing und Data Mining: "Es ist ein mächtiges Werkzeug, das es uns ermöglicht unser Geschäftsziel zu erreichen, einen "Markt für den Einzelnen" zu schaffen, der auf den individuellen Einkäufer zugeschnitten ist". Laut Inch hat Safeway Data Mining in jeden Aspekt der Geschäftsabläufe integriert. Die Kette ist Pionier in der Verwendung von Handscannern, mit denen die Kunden selbst die Preise der Güter einlesen, die sie in ihren Einkaufswagen legen. In 160 Geschäften in Großbritannien sind solche Scanner bereits im Einsatz. In Verbindung mit der modernen Variante des Rabattmarkensystems, den Mitglieds- oder Loyalitätskarten, wissen die Supermärkte dann bald mehr über ihre treue Kundschaft als diese über sich selbst.