Tausendmal besser als das Original

Baum heißt jetzt Kohlendioxidfänger

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Der Baum der Zukunft sieht aus wie ein Torpfosten mit venezianischen Jalousien.

Bild: Klaus Lackner

Das findet zumindest sein Schöpfer, der Wissenschaftler Klaus Lackner von der Columbia Universität, welcher das Projekt jüngst auf dem Treffen der American Association for the Advancement of Science vorstellen durfte. Der Baumunculus ist zwar nicht schön, aber ein großer Kohlendioxid-Gourmand; 90 000 Tonnen CO2 könnte ein künstlicher Baum in einem Jahr schlucken, das entspricht dem Ausstoß von 15 000 Autos. Tausendmal besser als ein echter Baum, so der Physiker, sei sein Geschöpf, das übrigens Kohlendioxid aufnimmt, ohne es in Sauerstoff umzuwandeln. Das Abwenden einer Klimakatastrophe erfordere vor allem eine langfristig angelegte Kohlendioxid-Reduzierung. Über neunzig Prozent des Weltenergiebedarfs wird heute aus fossilen Energiequellen gedeckt, eine Abhängigkeit, deren Ende nicht abzusehen ist. Der Wissenschaftler träumt von 250 000 künstlichen Bäumen, denen 22 Milliarden Tonnen Kohlendioxid auf die spillerigen Leiber rücken sollen.

Auch für den privaten Hausgebrauch eigne sich der falsche Baum, den es übrigens bislang nur auf dem Papier gibt, aber das erste Modell sei nicht weit. Es funktionierte wie ein Filter; eine absorbierende Schicht auf seinen Blättern wie etwa Kalkwasser würde die Kohle anziehen und lagern. Das sich ansammelnde Kohlenmonoxid müsste allerdings regelmäßig entfernt werden, ebenso der entstehende Kalkstein. Wegen des Kalksteins arbeitet Lackner noch an weniger alkalischen Lösungen. Insgesamt hat man den Eindruck, dass der Teufel hier im technischen Detail liegt. So wird es wahrscheinlich mehr Energie kosten das CO2 zu fangen und die Blätter zu säubern (indem man die Filter austauscht), als man sparen würde.

Sobald das Lösungsmittel es gefangen hat, hält es das CO2 fest. Und es wird eine Menge Energie draufgehen, diese Bindungen wieder zu kappen.

Howard Herzog vom Massachusetts Institute of Technology

Wenn dennoch alles klappen sollte und auch die ästhetischen Mängel beseitigt würden, indem man die falschen Fünfziger wie echte Bäume aussehen lässt, dann wären sie wirklich besser als das Original, welches sie dann auch unbesorgt verdrängen könnten. Hoffen wir, dass das in dieser besten aller möglichen Welten niemals geschehen wird.