Terrorplaner in Berlin festgenommen

Gruppe aus Tschetschenen, Dagestanern und Türken soll IS finanziell und organisatorisch unterstützt haben

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Heute Morgen nahm die Berliner Polizei im Rahmen einer Großrazzia zwei Männer fest. Dem 41.jährigen Ismet D. und dem 43-jährigen Emin F. wird die Vorbereitung von Terroranschlägen in Syrien vorgeworfen.

Außerdem sollen sie zusammen mit drei weiteren Verdächtigen, gegen die wegen "untergeordneter Tatbeteiligung" kein Haftbefehl ausgestellt wurde, Terroristen für den Islamischen Staat (IS) angeworben haben. Den mit ihrer organisatorischen Hilfe nach Syrien Geschleusten gaben sie neben erheblichen Geldmitteln angeblich auch "hochwertiges militärisches Material" wie beispielsweise Nachtsichtgeräte mit.

An der Durchsuchung von insgesamt elf Wohnungen waren ungefähr 250 Beamte beteiligt. Der Schwerpunkt der Razzien lag im Stadtteil Wedding, in dem zahlreiche gewaltbereite Salafisten leben. Diesem Spektrum werden nach Angaben der Berliner Staatsanwaltschaft auch die Festgenommenen und die weiteren Verdächtigen zugerechnet. Medienberichten zufolge besteht die Gruppe vor allem aus Tschetschenen, Dagestanern und Türken. Ihr "Emir" (Befehlshaber) soll Ismet D. gewesen sein, der regelmäßigen "Islamunterricht" mit extremistischen Koraninterpretationen abhielt. Emin F. war diesen Berichten nach vor allem für die Finanzen zuständig.

Am Tag vor der Berliner Großrazzia hatten Sicherheitsbehörden die Wohnungen von Islamisten in Wolfsburg und Pforzheim durchsucht. In Wolfsburg wurde dabei ein 26-jähriges mutmaßliches IS-Mitglied tunesischer Abstammung festgenommen, das in einem Kalifatscamp eine dreimonatige militärische Grundausbildung absolviert haben soll. Inzwischen wird auch gegen zwölf Männer im Umfeld des 26-Jährigen wegen Bildung einer terroristischen Vereinigung und Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat ermittelt.​

Fünf Tage davor nahm die Polizei in Dinslaken den 24-jährigen Salafisten Nils D. fest, dem vorgeworfen wird, vom Oktober 2013 bis zum November 2014 in Syrien für den IS terroristisch tätig gewesen zu sein. Derzeit befindet er sich in Untersuchungshaft und erwartet einen Strafprozess wegen des Verdachts der Mitgliedschaft in einer ausländischen Terrorvereinigung.

Zwei 35 und 39 Jahre alte Männer, die nach dem Brandanschlag auf das Redaktionsgebäude der Tageszeitung Hamburger Morgenpost am Wochenende die Aufmerksamkeit der Polizei erregten, weil sie in der Nähe des Bahnhofs Bahrenfeld vor Beamten davonliefen, wurden dagegen wieder auf freiem Fuß gesetzt, nachdem sich der Verdacht gegen sie nicht erhärtet hat.

Weil bislang ein Bekennerschreiben fehlt, ist auch das Motiv für den Anschlag weiter unklar. In den meisten Medienberichten wurde vermutet, dass es sich um Islamisten handelt, die durch den Morgenpost-Nachdruck von Zeichnungen des französischen Satiremagazins Charlie Hebdo motiviert wurden. Eine von mehreren weiteren Möglichkeiten ist, dass es sich bei den Tätern um Zensurbefürworter aus der Autonomenszene handelt, die die Charlie-Hebdo-Karikaturen als vermeintlich "rassistisch" ablehnen.

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