Trinken die Klügsten am meisten Alkohol?

Wissenschaftler haben bei einem Experiment einen Zusammenhang zwischen Trinkfreudigkeit und Schlauheit festgestellt - bei Ratten

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Wer gerne mal einen Schluck trinkt, dem dürfte das Ergebnis der Experimente von Brian Smith von der Concordia University in Montreal gefallen. Zumindest bei Ratten scheint es so zu sein, dass die Schlauen unter ihnen sich gerne einmal einen kräftigen Schluck Alkohol genehmigen.

Wie weit man von Ratten auf Menschen schließen mag, ist natürlich ebenso fraglich, wie die Behauptung, dass die Klugen am ehesten viel trinken werden. Gleichwohl glaubt Smith, wie New Scientist berichtet, anhand seiner Ratten auf eine Verbindung von Intelligenz und Neigung zu Alkohol gestoßen zu sein, die durchaus interessant ist, weil durch ihn die mittlerweile übliche Suche nach einer genetischen Veranlagung zumindest etwas komplizierter wird. Es könnte mithin kein direkter Weg von den Genen zum Bier, Wein oder Schnaps führen.

Smith beobachtete 60 Ratten, die keine Vorliebe für eine bestimmte Nahrung hatten, wie sie ihren Weg durch ein Labyrinth suchten und zur Belohnung bei Erfolg einen mit Honig getränkten Reiscracker erhielten. 19 Tage lange trainierten die Ratten. Ihre Leistung wurde im Hinblick auf Geschwindigkeit und Genauigkeit protokolliert. Dann wurde festgestellt, wieviel Alkohol die Ratten in einem Zeitraum von fünf Tagen von sich aus tranken.

Unter den größten Schluckspechten fanden sich auch die besten Labyrinthbewältiger, während diejenigen, die nur wenig Alkohol tranken, weil er ihnen vielleicht einfach nicht schmeckte, kein solcher Zusammenhang festgestellt werden konnte.

Es gäbe zwar noch Dutzende von Verhaltensweisen und Leistungseigenschaften, die sich nach Zusammenhängen untersuchen ließen, für Smith liegt jedoch schon die Vermutung nahe, dass Ratten, die gut lernen können, ein höheres Risiko haben, mehr zu trinken und möglicherweise auch der Sucht zu verfallen. Gerade die Ratten, die neugierig sind und nach Neuem suchen, vielleicht auch nach neuen und anderen Erfahrungen, neigen auch dem Alkoholgenuss zu, wenn sie die Möglichkeit dazu haben: "Wenn man jung ist und mit Alkohol experimentiert, betrinkt man sich oft, muss sich übergeben und hat dann einen Kater. Aber wenn die Menschen älter werden, lernen die meisten ihre Grenzen kennen."

Wer das aber nicht macht, bei dem könnte die höhere Lernfähigkeit und seine welterkundende Suche nach Neuem oder nach Abwechslung auch in den Alkoholismus führen. Möglicherweise mag die Suche nach Neuem ja mit ein Grund für den Drang sein, warum jemand nicht nur Alkohol ausprobiert, sondern auch mit dem Rausch experimentiert, aber dies kann wohl nicht erklären, warum man dann an der Flasche hängenbleibt - und das Lernen allmählich einstellt sowie seine Gehirnzellen zerstört. Oder sind die Alkoholiker - und andere Rauschsüchtige - gar nur verhinderte Neuigkeits- und Abenteuersuchende? Den Umkehrschluss, dass Vieltrinker auch Intelligenzbolzen sein oder in ihrer Jugend gewesen sein müssen, dürften freilich nur Betroffene überzeugend finden.