Trump-Regierung: Telearbeit ist ein Privileg

Bild: John/ CC-BY-SA-2.0

In den US-Ministerien wird Telearbeit eingeschränkt, nachdem sie unter Obama gefördert worden war

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Trumps Regierung schätzt Telearbeit nicht, während unter Obamas Präsident die Ministerien ermuntert wurden, Telearbeit auszubauen. Viele Ministerien haben bereits für ihre Angestellten die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten, drastisch beschränkt. Zuletzt hat das Bildungsministerium im Frühjahr nicht nur die bezahlten Stunden, die Gewerkschaftsvertreter für Gewerkschaftsarbeit erhalten, stark eingeschränkt, sondern auch die Telearbeit.

Unter Obama war die Idee, dass Telearbeit nicht nur die Zufriedenheit der Angestellten, sondern primär auch die Kosten für die Behörden und die Umwelt reduzieren würde. Man müsste nicht mehr so viele Büroräume vorhalten, zudem würde das Pendeln und damit Staus und verkehrsbedingte CO2-Emissionen reduziert (Fahren, fahren, fahren: Telearbeit bleibt weiterhin marginal, Trotz zunehmender Vernetzung wird mehr gependelt).

Im Bildungsministerium nutzten 2016 über 90 Prozent der Angestellten Telearbeit. Im Arbeitsministerium waren es über 70 Prozent, im Landwirtschafts- und Wirtschaftsministerium über 25 Prozent, während es im Justiz-, Heimatschutz- oder Verteidigungsministerium unter 20 Prozent waren. Im Bildungsministerium nutzten 45 Prozent der Angestellten regelmäßig 1-3 Tage in der Woche Telearbeit, 48 Prozent entschieden sich je nach Situation dafür, nur 7 Prozent verzichteten. Seit Mai müssen fast alle Angestellte mindestens 4 Tage die Woche im Ministerium anwesend sein.

Es ist nicht wirklich klar, warum Telearbeit unter Trump reduziert und verpönt wird. Möglicherweise ist der Immobilienmogul Trump hier noch für die Aufrechterhaltung alter Zeiten, als man große Gebäude errichtete, in die die Menschen zur Arbeit oft über lange Strecken kommen mussten, um sie direkt kontrollieren zu können, aber vor allem, weil die räumliche Verdichtung im vordigitalen Zeitalter die Leistung durch Geschwindigkeit und Zeitersparnis optimierte. Mit der digitalen Vernetzung ist es eigentlich egal, wo sich die Angestellten befinden, auch die Kontrolle ist weitaus präziser geworden. Mit der Einschränkung der Telearbeit riskiert die Trump-Regierung überdies, dass die Arbeitszufriedenheit sinkt und jüngere Menschen bessere Arbeitsbedingungen suchen.

Der demokratische Abgeordnete Gerald Connolly hatte im Sommer den Gesetzesvorschlag "Telework Metrics and Cost Savings Act" in das Repräsentantenhaus eingebracht, um Telearbeit zu fördern und behördenweite Verbote von Telearbeit zu verhindern. Bislang stützen drei weitere Abgeordnete den Gesetzesvorschlag, passiert ist aber sonst weiter nichts. Abgewehrt werden sollen die wiederholten Angriffe der Trump-Regierung auf die Telearbeitsprogramme.

Gerade findet im letzten Ministerium, im Gesundheitsministerium, also dem Department of Health and Human Services (HHS), der Kampf um Telearbeit zwischen dem Ministerium und der Gewerkschaft National Treasury Employees Union (NTEU) statt, die das Recht auf Telearbeit verteidigt. In der alten Vereinbarung gab es keine Regelung, wie oft ein Angestellter im Büro sein musste. Im Ministerium nutzten 2016 fast 50 Prozent die Möglichkeit zur Telearbeit, fast 20 Prozent drei Tage und mehr die Woche. Jetzt will das Ministerium den Regelungen der anderen nachziehen und die Telearbeit auf einen Tag die Woche beschränken, aber wohl am liebsten ganz abschaffen (siehe z.B. die Telework Directive des Landwirtschaftsministeriums).

Auch hier soll Telearbeit jetzt nach der Regierungspolitik auf höchstens einen Tag die Woche beschränkt werden, am besten noch weniger. Das Ministerium beansprucht überdies, praktisch willkürlich auch diesen Tag nicht gewähren zu können, ohne dass dies eine Kompensation bedeuten würde. Die Entscheidung soll alleine dem Arbeitgeber anheim liegen, es soll auch nicht erforderlich sein, die Angestellten rechtzeitig zu informieren, bislang sollte dies sieben Tage vorher geschehen.

Man wolle die Telearbeit nicht abschaffen, sagte ein Sprecher des Ministeriums, aber die Leitung soll darüber bestimmen können. Das heißt, es soll kein Recht mehr auf Telearbeit geben. Die sei ein Privileg, das verdient werden müsse.

NTEU- Präsident Tony Reardon warnte, die Abschaffung oder massive Einschränkung der Telearbeit könne zu einem Exodus der Angestellten führen und das Ministerium unattraktiv für jüngere, gut ausgebildete Menschen. Dabei sei Telework "eine kluge, kosteneffektive Arbeitsplatzpolitik, die gezeigt hat, dass die Produktivität wächst, die Verwaltungs- und Immobilienkosten vermindert und Verkehrsstaus reduziert werden."

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