Trump vs. El Chapo

Twitter-Krieg zwischen einem milliardenschwerem US-Präsidentschaftsbewerber und einem milliardenschwerem mexikanischen Drogenboss (oder jemandem, der sich dafür ausgibt)

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In drei von fünf aktuellen Umfragen zu den republikanischen Bewerbern für die US-Präsidentschaftswahl liegt derzeit der Milliardär Donald Trump vorne: Bei Fox News führt er mit 18 Prozent deutlich vor Jeb Bush, der hier nur auf 14 Prozent kommt. Bei USA Today liegt er mit 17 Prozent drei Punkte vor dem Kandidaten des republikanischen Establishments, über den er meint: "Das, was Amerika jetzt am wenigsten braucht, ist noch ein Bush". Und die Huffington Post misst 17,4 Prozent für Trump und 14,3 Prozent für den Sohn und Bruder der beiden Ex-Präsidenten.

In den anderen beiden Umfragen liegt der Milliardär mit der exzentrischen Frisur nur knapp hinter Bush: Bei Real Clear Politics, wo er 15 Prozent erreicht, ist es ein halber Prozentpunkt. In der Erhebung Monmouth University kommt er auf 13 Prozent, während der Ex-Gouverneur von Florida bei 15 gemessen wird.

Trumps Aufstieg an die Spitze fällt zeitlich mit einer Äußerung über Mexikaner zusammen, die viel Aufmerksamkeit erregte: "Sie bringen Drogen, sie bringen Kriminalität, sie sind Vergewaltiger, und einige, nehme ich an, sind auch nette Leute." Die republikanische Parteiführung und die meisten anderen Bewerber (außer Ted Cruz) distanzierten sich daraufhin von Trump. Sie glauben, dass er damit die für die Wahl wichtigen Latino-Wähler verschreckt. Trump selbst meint dagegen, diesen Latino-Wählern gehe es vor allem um Jobs, und die könne er in weit größerer Zahl versprechen als seine Konkurrenten.

Donald Trump und El Chapo. Foto Trump: Gage Skidmore. Lizenz: CC BY-SA 3.0. Foto El Chapo: Bundespolizei Mexiko.

Als am 11. Juli der mexikanische Kartellboss Joaquín Guzmán Loera ("El Chapo") über einen eineinhalb Kilometer langen Hi-Tech-Tunnel aus dem Hochsicherheitsgefängnis El Altiplano entkam, war das für Trump eine Gelegenheit, auf die Macht des Organisierten Verbrechens in Mexiko aufmerksam zu machen:. Er twitterte: "Mexikos größter Drogenboss entkommt aus dem Gefängnis. Unglaubliche Korruption und die USA zahlen den Preis dafür. Ich habe es euch gesagt!" Und: "Milliarden von Dollars werden über die Grenze nach Mexiko gebracht. Wir bekommen die Killer, Drogen & Verbrechen, sie bekommen das Geld!"

Daraufhin meldete sich auf Twitter ein Joaquín Guzmán Loera unter dem Account @ElChap0Guzman bei @realDonaldTrump und drohte Trump in einem mittlerweile gelöschten Tweet.

US-Medien halten es für unwahrscheinlich, dass der Gangsterboss unter diesem Konto selbst twittert - damit könnte er nämlich ungewollt Hinweise auf seinen Aufenthaltsort geben und seine Freiheit gefährden. Möglich ist allerdings, dass der Account von keinem reinen Scherzbold befüttert wird (der mit der Anmaßung sein Leben gefährden würde) , sondern von jemanden der El Chapos Genehmigung dazu hat. Als Kandidaten gelten hier unter anderem die Söhne des Gangsterbosses, der einer Forbes-Schätzung zufolge vor seiner Verhaftung über mehr als eine Milliarde Dollar verfügt haben soll. Dass Trump selbst der Auftraggeber der Twitter-Drohung war, ist nicht ausgeschlossen, aber insofern unwahrscheinlich, als er den Fall an das FBI übergab. Außerdem verstärkte er seine Leibwachen.

Inzwischen hat Trump schon wieder einen neuen Gegner gefunden: Nachdem der 2008 gegen Barack Obama angetretenen Präsidentschaftsbewerber John McCain öffentlich verlautbarte, einige von Trumps Fans seien "Verrückte", meinte Trump über den Politiker, der wegen seiner Gefangenschaft in Vietnam als Kriegsheld gilt, er möge Leute, die nicht gefangen wurden. Außerdem kritisierte er McCain, weil dieser nichts getan habe, um die Versorgung von Veteranen zu verbessern.

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