Tunis: Terroranschlag auf das Nationalmuseum

Das Attentat in Tunesien mit zahlreichen Todesopfern galt einem beliebten Touristenziel der Hauptstadt

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Der tunesische Premierminister sprach heute Nachmittag von mindestens 17 Personen, die bei einem Terroranschlag auf das Nationalmuseum von Bardo in der Hauptstadt Tunis getötet wurden. Unter den Opfern befinden sich demnach Tunesier, Polen, Italiener, Spanier und Deutsche. Andere Angaben berichten auch von Opfern aus Südafrika, Frankreich und Japan.

Wie viele Personen durch Schüsse oder Messerangriffe lebensgefährlich, schwer oder vielleicht nur leicht verletzt wurden, ist noch unbekannt. Auf genauere Angaben muss man noch warten.

Bekannt ist: Das Museum ist eine gut besuchte Touristen-Attraktion ist, dass es in der Nähe des Parlaments liegt und dass sich in Tunesien infolge der Aufstandsbewegungen gegen die jahrzehntelange Autokratenherrschaft zwar harte Auseinandersetzungen abgespielt haben, dass das Land aber, im Vergleich mit Ägypten, Libyen oder gar Syrien, weniger chaotische Tumulte und Kämpfe erlebt hat - man hat ein Zwischenstadium erreicht, in der eine gewählte und anerkannte Regierungskoalition auch Islamisten einschließt.

Das alles zusammen, so die bisherige Einschätzung in der Berichterstattung zu dem Terroranschlag, machte das Ziel für die Täter interessant: Zeigen, dass man im Herzen des Landes zuschlagen kann, und zwar empfindlich - der Tourismus macht 12 Prozent des Bruttoinlandsprodukts aus, die wirtschaftliche Lage ist noch immer miserabel, mit hohehn Arbeitslosenquoten -, und das Verbreiten von Angst und Schock, was immer für Destabilisierungen einer empfindlichen politischen Balance geeignet ist.

Die tunesische Regierung bestätigte, worauf auch Dschihad-Experten aufmerksam machen: Es gab Drohungen und Warnungen, es war "etwas im Gebüsch".

Zum Anschlag selbst, der mit einer Geiselnahme und einer anschließenden Befreiungsaktion einer Elitetruppe verbunden war, gibt es noch viele offene Fragen. Das zeigt sich allein schon auch an der laufend korrigierten Zahl der Opfer am späten Nachmittag. Le Monde korrigierte die eingangs genannte Zahl, mit erneuter Berufung auf Angaben des Premierministers, auf 19 Tote, 17 Touristen und zwei tunesische Sicherheitskräfte.

In tunesischen Publikationen wird demgegenüber davon berichtet, dass "sechs neue Terroristen" unter den Toten im Museum gefunden wurden. Radiomeldungen erhöhen die Bilanz der Getöten auf 22 Tote.

Entsprechende wenig verlässliche "Nachbesserungen" kann man mit einiger Wahrscheinlichkeit auch zur Darstellung des Ablaufes des Terroraktes erwarten. Bisher, gegen 18 Uhr, ist der Informationsstand, den die Zeitung Le Monde, die einen Korrespondenten vor Ort hat, so wiedergibt: Laut Zeugen sollen gegen Mittag mit Kalaschnikows bewaffnete Attentäter auf einen Bus mit Touristen geschossen haben, bevor sie in das Museumsgebäude eindrangen. Das benachbarte Parlamentsgebäude sei sofort evakuiert worden. Was genau im Museum passierte, wird noch ermittelt. Als gewiss gilt, dass die tuneische Eingreiftruppe, die die Geiselnahme im Museum beendet hat, zwei Attentäter erschossen hat.

Über die Identität der Attentäter wurde noch nichts Verlässliches berichtet. Laut Aussage eines Touristenführers, der sich als Geisel in der Gewalt der Attentäter befand, waren die "zwei Terroristen in Zivil gekleidet".