US-Präsident sagt Rede im britischen Parlament ab

Der Besuch von Bush in Großbritannien findet unter einer Sicherheitsglocke statt, erwartet werden große Demonstrationen, über ein Drittel der Briten findet Bush "dumm"

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Wenn US-Präsident Bush am Dienstag Abend zu einem dreitägigen Aufenthalt Großbritannien besucht, dürfte die ursprünglich beabsichtigte Feier über den Sturz des Hussein-Regimes und die Demokratisierung des Irak bestenfalls gedämpft zum Ausdruck kommen. Bush erwarten nicht nur Demonstrationen, die Ablehnung seiner Politik scheint im ganzen Land zu wachsen. Der US-Präsident zieht sich hinter die Sicherheitsmaßnahmen zurück und hat schon einmal eine Rede vor dem britischen Parlament abgesagt.

Die Sunday Times hat am Sonntag die Ergebnisse einer Umfrage veröffentlicht, die deutlich machen, auf welche Stimmung er in Großbritannien stoßen würde, wenn er sich denn in die Öffentlichkeit begeben würde. 60 Prozent der befragten Briten sehen in Bush eine Gefahr für den Weltfrieden, zudem finden ihn 37 Prozent "dumm". Ein Drittel sagt, er sei "inkohärent". Kein Wunder, dass über 70 Prozent kein Vertrauen in ihn haben, dass er die Situation im Irak lösen kann.

Das erste Mal äußerte eine Mehrheit (45% gegenüber 43%) in einer Umfrage die Ansicht, dass der Krieg gegen den Irak falsch gewesen sei. Und offenbar glaubt auch nur noch eine Minderheit, dass die Situation sich im Irak schnell bessern könnte, während 73 Prozent davon ausgehen, dass sie noch schlimmer werden wird. 47 Prozent sagen denn auch, Großbritannien solle zwar ein Alliierten der USA bleiben, müsse aber unabhängiger werden, 34 Prozent meinen, die Beziehung sollte bleiben, wie sie ist.

Der Staatsbesuch von Bush kommt offenbar zur falschen Zeit, auch wenn Premierminister Blair dies anders sehen will und in ihm eine Gelegenheit sieht, Freiheit, Sicherheit und eine "bessere, blühendere und friedvolle Zukunft" für den Irak zu feiern. Auch Bush beteuerte, sich auf den Besuch zu freuen, der eine "fantastische Erfahrung" sein werde. Er schätze es, ein Land zu besuchen, "in dem die Menschen alles sagen können, was sie wollen".

Doch Bush wird sich in Großbritannien eher wie im Feindesland und fern der Öffentlichkeit bewegen. Von den geplanten Demonstrationen unter dem Motto "Stop Bush" dürfte er ebenso nichts mitbekommen wie von der Friedenspartie, die Londons Bürgermeister als Gegenveranstaltung plant. Vor allem wird sicher gestellt, dass Bush nicht zusammen auf Bildern mit Protestierenden zu sehen ist. 5.000 Polizisten und Sicherheitskräfte sperren einen Teil der Innenstadt ab. Der Präsident wird von Hunderten von bewaffneten amerikanischen Sicherheitskräften bewacht, denen angeblich, wie die britische Regierung versichert, keine Immunität gewährt wurde. Sie sollen also strafrechtlich zur Verantwortung gezogen werden, falls sie beispielsweise jemanden verletzten. Natürlich gibt es über London eine Flugverbotszone, während des Aufenthalts befinden sich britische Abfangjäger in der Luft. Manche Forderungen wie die Verstärkung der Wände, den Einbau von bombensicheren Fenstern oder einen permanent über dem Buckingham Palace kreisenden Kampfhubschrauber des Typs Black Hawk lehnte die Queen offenbar ab.

Neben einem Bankett bei der Queen sieht das Programm ein Treffen mit Tony Blair vor, eine Begegnung mit Angehörigen von Briten, die am 11.9. getötet worden sind, und eine Rede vor einem ausgewählten Publikum. Eine ursprünglich geplante Rede vor dem Parlament wurde von Bush, der der Welt Freiheit und Demokratie bringen will, sicherheitshalber abgesagt, schließlich könnte es hier zu Protesten von Abgeordneten kommen, was sich nicht gut auf den Fernsehbildschirmen machen würde.

Dafür hat Bush dem britischen Schmierenblatt "Sun" ein Interview gewährt, was auch in den USA auf Unverständnis (Prez in Topless Tabloid ) gestoßen ist, wo er vielen seriösen Zeitungen schon länger kein Interview oder noch gar keines gegeben hat. Sun gehört Ruppert Murdoch. Dessen Medien, allen voran der Fernsehsender Fox, hatten den Kriegskurs der Bush-Regierung vehement unterstützt. Jetzt bedankt sich beim Weißen Haus offenbar, was man in der Sun so hervorhebt:

The Sun scooped the world with its interview with Mr Bush - and it hasn't gone down well with our rivals. The President has given no one-on-one interviews this year with major US papers. When asked why he chose The Sun, White House Press Secretary Scott McClellan told miffed reporters: "It has a large readership."

Im Gespräch versichert Bush, dass nach dem Irak-Krieg die Welt sicherer geworden sei und dass er erneut alleine handeln würde, wenn dies notwendig werden sollte, um die Welt sicherer zu machen.

I was at Ground Zero after the attacks. I remember this haze and the smells and the death and destruction. I'll always remember that. I made up my mind right then. We were at war and we were going to win the war. And I still feel that determination today that I did then. Presidents and Prime Ministers should never worry about how they are viewed in short-term history. I think in terms of long-term history. I set big goals. And I know what we're doing is going to have a positive effect on this world.

Dafür wird Bush aber auch von der Sun in den höchsten Tönen angepriesen:

He is not the ignorant, trigger-happy warmonger that protesters will claim he is. Bush is an intelligent, thoughtful and compassionate man for whom war is the last resort. His enduring love is peace and the freedom it can bring.