USA: Online-Unterricht wegen Rekordkälte und Schnee

Schulen improvisieren unter anderem mit Google Docs und Twitter

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Während Deutschland am Wochenende Temperaturen von bis zu 15 Grad Celsius erwartet, leiden die Vereinigten Staaten von Amerika unter einer extremen Kältewelle mit Temperaturen von bis zu - 45 Grad Celsius. Die werden derzeit nicht nur in Alaska gemessen, sondern auch in Wisconsin, Minnesota und North Dakota.

Auch weiter südlich gelegene Bundesstaaten sind von der Kältewelle betroffen: In Kalifornien und Arizona schneit es in höheren Lagen. Sogar Teile des Grand Canyon sind von gefrorenen Wasserkristallen bedeckt. Weniger kalt ist es an der Westküste und in den nördlichen Rocky-Mountain-Staaten: Dort sorgt allerdings Starkregen für Schlammlawinen, die Straßen unbefahrbar machen.

Aufgrund solcher Extremwettersituationen kommen vor allem in ländlichen Gegenden viele Kinder nicht in ihre Schulen, die häufig auch außerhalb der Weihnachtsferien tage- oder wochenweise geschlossen sind. Bislang werden die ausgefallenen Tage vor allem durch zusätzliche Hausaufgaben, eine Verkürzung der Sommerferien, Samstags- und Feiertagsunterricht und eine Verlängerung der täglichen Schulstunden nachgeholt.

Schulen wie die Coyle and Cassidy High School in Taunton, Massachusetts, die Pascack Valley Regional in New Jersey oder die Northview High School in der Nähe von Atlanta, Georgia bieten den Kindern nun während der Extremwetterzeit Online-Ersatzunterricht an, damit sie im Winter "nicht aus dem Tritt kommen" und das im Herbst Gelernte vergessen. Außerdem können berufstätige Eltern auf diese Weise besser planen und Lehrer müssen keine Fortbildungsveranstaltungen absagen.

Grafik: Telepolis

Möglich wurde das, weil in den USA Breitband-Internet-Anschlüsse mittlerweile auch auf dem Land sehr verbreitet sind und weil nicht nur die meisten Lehrer, sondern auch viele Schüler über private oder von der Schule zur Verfügung gestellte Laptops und Tablet-Computer verfügen, mit denen sie sich an Diskussionen über gelesene Bücher beteiligen und Fragen stellen und beantworten können.

Selbst dann, wenn Eis und umgestürzte Bäume für Stromausfälle sorgen, ist Online-Unterricht grundsätzlich möglich. Voraussetzung ist allerdings, dass die Schüler zuhause über Gerätschaften verfügen, mit denen sie die Akkus ihrer Tablets aufladen können. Das müssen nicht unbedingt teure Dieselgeneratoren sein: Die Firma BioLite verkauft für etwa 130 Dollar wasserkochergroße Mini-Öfen mit USB-Port, in denen sich Holz und Abfall verbrennen und in Strom umwandeln lässt.

Schwieriger sind die Probleme mit der Bildungsbürokratie: Während der Online-Notfallunterricht mit Tools wie Remind, My Big Campus, Schoology, Canvas, Google Docs und Twitter oft innerhalb weniger Tage oder sogar Stunden auf die Beine gestellt wurde, dauern die Entscheidungsprozesse der Erziehungsministerien der jeweiligen Bundesstaaten, ob diese Stunden auf die Unterrichtsverpflichtung angerechnet werden, deutlich länger.

Das ärgert manche Direktoren unter anderem deshalb, weil die via Login auf der Klassenwebsite ermittelten Anwesenheitsquoten höher sind als die an normalen Schultagen und weil Lehrer von deutlich aufmerksameren und teilnahmebereiteren Schülern berichten. Andere, wie Richard A. Flanary von der National Association of Secondary School Principals, befürchten dagegen, dass Schüler demotiviert sein könnten, weil ihnen mit dem Online-Unterricht Tage, die sie als Bonusferien wahrnehmen, "gestohlen" werden.

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