Über 20 Prozent Gehaltssteigerung in der häufigsten Entgeltgruppe

Der Verband VKA wirft der Gewerkschaft Verdi Verschleierung der echten Forderungen für Erzieherinnen vor

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Derzeit streiken etwa 40.000 von rund 240.000 Beschäftigten im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst. Ihre Gewerkschaften Verdi und GEW fordern eine "Aufwertung" Ihrer Arbeit. Die Gesellschaft müsse anerkennen, was Erziehungsarbeit "wert sei". Das erinnert an die wolkigen Formulierungen, mit denen die Musikindustrie im letzten Jahrzehnt immer wieder neue Urheberrechtsverschärfungen durchsetzte und mit denen die Kulturlobby aktuell neue Konzerthäuser auf Staatskosten fordert. Grund genug, sich die Forderungen von Verdi und GEW einmal genauer anzusehen.

Verdi selbst behauptet, aus den Höhergruppierungsforderungen würden sich im Endeffekt Lohnsteigerungen von etwa zehn Prozent ergeben. Die meisten Massenmedien - darunter auch die öffentlich-rechtlichen Fernsehsender - haben diese Angabe anscheinend als Tatsache übernommen, ohne sie nachzuprüfen.

Dieses Nachprüfen ist auch nicht ganz leicht, weil es nicht um eine einfache Höhergruppierung einer Berufsgruppe um eine Stufe geht, sondern um mehrere Berufsgruppen, zwei Gewerkschaften und Höhergruppierungen um zwei bis sieben Entgeltgruppen.

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Bei der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeber (VKA) heißt es gegenüber Telepolis, die Zehn-Prozent-Behauptung sei eine Täuschung, die darauf beruhe, dass die Gewerkschaften mit Entgeltgruppen rechnen, die "im Tarifsystem kaum besetzt sind". Rechnet man dagegen mit der Entgeltgruppe S 6 Stufe 6, in der dem VKA zufolge die meisten Erzieherinnen eingestuft sind, dann erhöht sich das Monatsgehalt so einer Standard-Erzieherin von 3.289 Euro um 685 auf knapp 4.000 Euro - das wäre ein Zuwachs von über 20 Prozent.

Insgesamt rechnet der VKA deshalb mit Mehrkosten von 1,1 Milliarden Euro jährlich, wenn man den Forderungen von Verdi und der GEW nachkommen würde. Diese Mehrkosten müssten dem Direktor des Hessischen Städtetages zufolge komplett an die Eltern weitergegeben werde, weil die Situation der Kommunen nichts anderes zulasse.

Mit dem vom VKA genannten bisherigen Monatsgehalt in Höhe von 3.289 Euro in der häufigsten Entgeltgruppe wird auch klar, warum man auf die wolkigen Formulierungen der Musikindustrie und der Kulturlobby zurückgreift, anstatt konkrete Zahlen zu nennen. Die Erzieherinnengehälter liegen nämlich schon aktuell höher als in anderen Ausbildungsberufen im öffentlichen Dienst. Feuerwehrleute, Krankenschwestern und Müllwerker (die für die Forderungen für Erzieherinnen aufkommen sollen, wenn sie Eltern sind) verdienen deutlich weniger. Das liegt auch daran, dass das Gehalt von Erzieherinnen seit 2009 um bis zu 33 Prozent erhöht wurde - stärker, als in allen anderen Berufsgruppen im kommunalen öffentlichen Dienst.

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