Ukraine-Krieg: Awdijiwka offenbar kurz vor dem Fall

Zerbombte Wohnhäuser in Awdijiwka. Bild: National Police of Ukraine / CC BY 4.0 Deed

Situation für ukrainische Seite zunehmend schwierig. Truppenrotation soll Situation in letzter Minute verändern. Das ist die aktuelle Lage.

Die Stadt Awdijiwka im Osten der Ukraine steht offenbar kurz vor dem Fall. Das berichten US-amerikanische und europäische Medien übereinstimmend. Im Verlaufe dieser Woche ist es demnach zu heftigsten Kämpfen in der Ortschaft gekommen, das seit 2014 auch mithilfe von Nato-Mitgliedstaaten zu einer Bastionsstadt ausgebaut worden war.

Von Awdijiwka aus wurden die Separatistengebiete im Osten der Ukraine unter Beschuss genommen. Die dortigen Machthaber und Russland geben an, dass dabei zahlreiche Zivilisten getötet wurden.

Heute schreibt auch tagesschau.de, in der Ostukraine werden "die Lage für die ukrainischen Verteidiger immer schwieriger".

Der kommandierende General für diesen Frontabschnitt, Olexander Tarnawskyj wird mit einer negativen Einschätzung zitiert: "In der Stadt finden heftige Kämpfe statt. Unsere Truppen setzen alle verfügbaren Kräfte und Mittel ein, um den Feind zurückzuhalten. "Die Lage sei "schwierig, aber unter Kontrolle".

Von "unmenschlichen Bedingungen" berichtet demnach das Pressecorps der in Awdijiwka eingesetzten 110. Brigade der ukrainischen Armee. Dort heißt es heute, Russland werfe "enorme Kräfte in Form von Personal, gepanzerten Fahrzeugen und Flugzeugen in Richtung Awdijiwka".

Lage in Awdijiwka schwierig

Die US-Nachrichtenagentur Reuters schreibt, dass die ukrainische Seite ihre Truppen aus Teilen Awdijiwkas zurückzieht, um sie nach monatelangen heftigen Kämpfen in bessere Positionen zu bringen. Zudem sind erfahrene Reservisten einer Elitebrigade in die Schlacht eingetreten.

Russland versucht, Awdijiwka fast zwei Jahre nach der großangelegten Invasion in der Ukraine einzukreisen und einzunehmen. Die Position Kiews in der Stadt erscheint zunehmend unhaltbar, da die Versorgungslinien bedroht sind.

Die Einnahme von Awdijiwka ist entscheidend für Russlands Ziel, die vollständige Kontrolle über die beiden Provinzen der industriellen Donbass-Region zu erlangen und könnte Präsident Wladimir Putin einen militärischen Sieg bescheren, den er den Wählern vor seiner Wiederwahl im nächsten Monat präsentieren könnte.

"In Awdijiwka finden gerade Truppenbewegungen statt, um unsere Einheiten an einigen Stellen in vorteilhaftere Positionen zu verlegen und an anderen Stellen (die Russen) aus ihren Positionen zu vertreiben", sagte der ukrainische Militärsprecher Dmytro Lykhoviy, in einer Fernsehansprache.

Er betonte, dass Versorgung und Evakuierung aus Awdijiwka schwierig seien und dass das Militär eine "Reserve-Logistikarterie" aktiviert habe, die im Voraus aufgestellt worden sei. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj sagte in seiner nächtlichen Videoansprache:

Die Situation an der Front – Avdiivka, der Osten im Allgemeinen. Wir tun alles Mögliche, um sicherzustellen, dass unsere Soldaten über ausreichende Management- und Technologiefähigkeiten verfügen, um so viele ukrainische Leben wie möglich zu bewahren.

Eine der bekanntesten Kampfeinheiten der Ukraine, die Dritte Sturmbrigade, wurde nach Awdijiwka entsandt, um die Truppen Kiews dort zu verstärken. Die Brigade, die aus Sturminfanterie besteht, beschrieb die Situation in Awdijiwka als "Hölle" und "bedrohlich und instabil". Sie habe einen Überfall auf russische Kräfte in Teilen der Stadt durchgeführt und schwere Verluste zugefügt.